: Neuaufteilung Afrikas
betr.: „Schatten über Ruanda“, taz vom 6. 4. 04
Die einseitige Schuldzuweisung an Frankreich ist so nicht gerechtfertigt. Alle beteiligten Sicherheitsratsmitglieder (Frankreich, Großbritannien, USA) haben Interessen in diesem Gebiet. So war es nicht zuletzt die Strategie der USA, den Begriff Genozid tunlichst zu vermeiden, um ein Eingreifen der UNO zu verhindern.
Die andauernde zentralafrikanische Katastrophe, für die Ruanda nur der Auftakt war, als Bestandteil der Neuaufteilung der Einflussgebiete des Kontinents (und der Welt) nach dem Ende des Kalten Krieges kenntlich zu machen, ist Aufgabe politischer Berichterstattung. Bei Politik geht es eben um Interessen. Und hier sowohl die konkurrierenden wirtschaftlichen Interessen als auch die Akteure (wie die zahlreichen privaten Sicherheitsfirmen, sprich Söldnertruppen, vorwiegend aus Großbritannien und Israel), die dieses permanente Bürgerkriegsszenario anheizen, zu benennen, bleibt Dominic Johnson in seiner Afrikaberichterstattung regelmäßig schuldig. In seiner scheinbar unideologischen, seltsam unpolitisch anmutenden, im Zweifel anglophilen Weltsicht referiert Johnson die afrikanische Tragödie ebenso kenntnisreich im Detail wie orientierungslos in globalen Zusammenhängen, als Kette singulärer, im Grunde selbst verschuldeter Ereignisse. RAINER WAGENER, Heidelberg
Ihre Artikel habe ich auf Grund des ungeheueren Anlasses – der ungehinderte Vollzug eines angekündigten Genozids – mit ganz besonderem Interesse gelesen. Dabei stießen vor allem zwei Aussagen auf meine ungeteilte Zustimmung: die Existenz einer nicht unbedeutenden Revisionsfraktion in und außerhalb Ruandas sowie der Zynismus, mit dem Medien wie auch Afrikaexperten rückblickend mit den damaligen Ereignissen und ihren Opfern umgehen. Es ist leider wahr: Mit den Holocaust-Opfern hätte sich das niemand getraut.
Dass die Urheberschaft des Attentats auf Präsident Habiarimana auch nach 10 Jahren nicht geklärt ist, kommt mir ebenfalls merkwürdig vor, und ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren, dass gewissen Kreisen nicht an einer Aufklärung gelegen ist. Ich wünsche mir, dass der Artikel von Dominic Johnson dazu beiträgt, dass in Zukunft mehr getan wird, um die tatsächlichen Umstände des Absturzes aufzuklären. EVA-MARIA BRUCHHAUS, Köln