: Wie‘s der Teufel will
„Pardon“ meldet sich zurück. Der waghalsige Relaunch des Satiremagazins ist eine wunderbare Überraschung
„Das kann nicht klappen“, meinten viele, als bekannt wurde, dass Pardon, das Blatt mit dem Teufelchen im Logo, nach mehr als zwanzig Jahren neu erscheinen soll. „Keine Chance, dafür gibt es überhaupt keinen Markt.“
Besonders misstrauisch waren die 68er – heute fünfzig Jahre alt oder älter trauern sie mit verklärtem Blick alten Pardon-Zeiten nach, schwärmen von der Rubrik „Welt im Spiegel“ (WimS), dem einstigen Zentralorgan der Neuen Frankfurter Schule. Das WimS-Faksimile haben sie vor Jahren schon billig bei Zweitausendeins geschossen und neben den Raubdruck von „Zettels Traum“ ins Regal gestellt.
Nun ist die neue Pardon tatsächlich erschienen – und fegt schon beim ersten Durchblättern jeden Argwohn hinweg. Bei Texten und Cartoons wird sofort deutlich: Dieses Heft wurde mit großer Liebe zum Detail gemacht. Vielleicht ist es mit 84 Seiten zu dünn geraten, mit vier Euro zu teuer; vielleicht sind einige Zeichnungen zu klein, so dass sie sich für uns 68er-Altersweitsichtige nur mit dem Fernglas auf der Nase erschließen. Aber es ist wunderbar, eine wahrhaft große Überraschung! Allein schon Roger Willemsen, wie er auf vier Seiten Hellmuth Karasek mit großer Akribie fertig macht, allein das ist die vier Euro wert.
Die alte Pardon erschien erstmals 1962 und war ein Produkt der Adenauer-Generation. Die ersten Texte und Zeichnungen kamen von Erich Kästner, Hans Magnus Enzensberger, Viktor von Bülow (Loriot) und Martin Walser. Heute sind es Harald Schmidt, Götz Alsmann, Doris Dörrie oder Martin Paerscheid – und die taz-Wahrheit-Autoren und Zeichner Wiglaf Droste, Eugen Egner, Peter Köhler und Anna Zimmermann. Martin Herrmann sinniert über den Wert von Kleinkunstpreisen deutscher Brauereien, wenn das Preisgeld dann doch nicht überwiesen wird. Und erfindet einen nach ihm benannten Knödelpreis. Holm Friebe beschreibt in „Blowjob“ seine Begegnung mit dem Airwolf, einen Händetrockner auf der Herrentoilette. Und mit dem ersten und bislang einzigen Polit-Manga „Dark Angela“ werden bisher nie da gewesene Wege beschritten.
Verleger und Chefredakteur Bernd Zeller, ein Ex-Titanic-Mann, hat sein gesamtes Privatvermögen in das Projekt gesteckt: Die erste Ausgabe ist in einer Auflage von 100.000 Exemplaren erschienen und wird für drei Monate erhältlich sein. Wenn in dieser Zeit auch nur 50.000 Exemplare verkauft werden, wird Pardon danach monatlich erscheinen. Wir drücken die Daumen. DIETER GRÖNLING