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Archiv-Artikel

Das Kopftuch für den Knast

Cindy van den Bremen und ihre Sicherheitstücher für muslimische Gefängniswärterinnen in den Niederlanden

Das niederländische Justizministerium wollte pragmatisch sein: Wenn es nun einmal muslimische Gefängniswärterinnen gibt, die darauf bestehen, Kopftücher zu tragen – dann muss der Staat wenigstens dafür sorgen, dass diese Kopftücher sicher sind. Die privaten Tücher könnten ja nicht feuerfest sein oder sie gar strangulieren, falls ein aufsässiger Gefangener daran zieht. Oder der Stoff könnte so rascheln, dass sie fast nichts hören. Also wurde die Textildesignerin Cindy van den Bremen beauftragt, eine Kollektion Sicherheitskopftücher zu entwerfen.

Nun sind die Kreationen fertig – doch hat sich das Ministerium bisher nicht getraut, die neuen Sicherheitskopftücher vorzustellen. Denn ausgerechnet die Regierungsparteien protestierten im Parlament. Wie in Deutschland finden es die Christdemokraten zwar selbstverständlich, dass Beamtinnen Kreuze tragen dürfen – aber Kopftücher? Und dann auch noch Sicherheitskopftücher?

Eindeutige Zustimmung gab es bisher nur von der TNO, dem niederländischen TÜV, der die neuen Kopftücher überprüft hat: Sie seien tatsächlich feuerfest und farbecht. Und fesch sind sie wahrscheinlich auch, denn dafür ist van den Bremen (31) bekannt.

1999 debütierte die Designerin mit Kopftüchern für den Sportunterricht. Auch dort gilt die muslimische Kleiderordnung längst als Sicherheitsrisiko. Daher empfahl die niederländische „Kommission für Gleichbehandlung“, dass die muslimischen Schülerinnen enge Rollkragenpullover und Badekappen tragen sollten. Das sei doch fast wie ein Kopftuch. Da schwänzten die Mädchen lieber gleich, was van den Bremen verständlich findet: „Sie hatten keine Lust, sich lächerlich zu machen.“

Inzwischen gibt es vier Kopftuchmodelle für die sportliche Muslimin: Skate, Aerobics, Tennis und Outdoor. Diese Kreationen ähneln einem traditionellen Kopftuch ungefähr so stark wie ein Minirock einer Hose – nämlich gar nicht. Sie erinnern eher an die hautengen Kappen, die die Piloten in der Pionierzeit des Flugzeugs trugen.

Die Kopftücher sollen möglichst wenig an jene schwarzen Ungetüme erinnern, die die Gastarbeiterfrauen in den 70er-Jahren trugen. Denn die heutigen muslimischen Frauen wünschen sich ein Modeaccessoir auf dem Kopf. Zur Sicherheit ließ van den Bremen ihre Entwürfe aber doch von einem Imam absegnen. „Das sind eben wichtige Ratgeber für die Mädchen.“ Eigentlich, findet van den Bremen, könnten auch nicht muslimische Frauen das Kopftuch ruhig wieder entdecken. Schließlich standen einst Audrey Hepburn und andere für einen Trend, der nichts schicker fand, als mit Sonnenbrille und Kopftuch lässig am Cabrio zu lehnen. Bisher sind van den Bremens Modelle nur über das Internet zu bestellen (www.capsters.com). Aber vielleicht wird der niederländische Justizminister ja Großkunde. ULRIKE HERMANN