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Archiv-Artikel

Wolfgang Löhr über den 18. Geburtstag von Gabriele Melchers

Das verbotene Klonkind

Gabriele Melchers hat nur einen Wunsch: eine Geburtstagsfeier in einer kleinen, vertrauten Runde. Vor allem heute, an ihrem Tag, an dem sie volljährig wird, möchte sie in Ruhe gelassen werden. Gabriele Melchers, das erste geklonte und wohl berühmteste Kind des 21. Jahrhunderts, will nicht mehr als „Jeanne d’Arc des Reproklonens“ herhalten müssen.

„Seit langem schon möchte ich nur noch ein ganz normaler Mensch sein“, sagte Gabriele Melchers gestern auf einem Pressemeeting in Kiel. Mit dem Statement überraschte Gabriele Melchers die Journalisten, die der Einladung des Kieler Biotechkonzerns Reproklon AG gefolgt waren. Bisher schien sie es doch genossen zu haben, immer im Mittelpunkt zu stehen!

Ihre Eltern hatten ursprünglich nicht vor, einen solchen Rummel zu veranstalten. Ganz im Gegenteil. Im Jahr 2010, als die Kieler Reproduktionsmedizinerin Prof. Linda L. Mettinn, die derzeitige Präsidentin der Reproklon AG, das Klonkind Gabriele Melchers aus einer Hautzelle der Mutter und einer gespendeten Eizelle im Reagenzglas erschuf, wurde weltweit strikt darauf geachtet, dass das 2005 von der UN verabschiedete Verbot des reproduktiven Klonens auch eingehalten wurde.

Erst 2019 wurde bekannt, was acht Jahre zuvor geschehen war. Linda L. Mettinn lüftete selbst ihr Geheimnis. All die Jahre hatte sie sich für die Aufhebung des UN-Verbots eingesetzt. Um das Argument zu entkräften, das reproduktive Klonen sei mit gesundheitlichen Risiken verbunden, stellte sie „ihr verbotenes Kind“ der Öffentlichkeit vor. Eine Sensation. Das UN-Verbot besteht zwar immer noch, doch kein Land hält sich mehr daran.