steffen grimberg
: McDöpfner – ich liebe es

„Bild“ kann man demnächst auch bei McDonald’s kaufen. Hintergrund ist eine dramatisch sinkende Auflage.

„McDonald’s“, heißt es auf der anstaltseigenen Homepage, „ist vieles zugleich. Arbeitgeber, Sozialpartner, Franchise-Partner, Qualitätsmanager und vieles mehr.“ Demnächst zum Beispiel auch Zeitungskiosk.

Ähnlich übersichtlich wie das kulinarische Angebot wird allerdings auch die Presse-Palette sein. Es gibt – Springers Bild. Ab dem 17. Mai, meldet der Spiegel, kann man in den 1.244 deutschen Abfütterungsanlagen neben Klops mit Soße auch die passende Zeitung kaufen.

Dass man sich um die Generation Cheeseburger bemüht, kommt nicht von ungefähr: Schließlich sieht die Bild-Auflage so aus wie ein original McDonald’s Ranch Salad nach einem langen Tag im Kühlfach: welk, schlapp und zerrupft. Da hilft auch kein Dressing. Knapp 200.000 Exemplare weniger als noch vor einem Jahr verkaufte das Massenblatt im ersten Quartal 2004. Fast 5 Prozent Minus – das kann nicht allein an der „Schließung unrentabler Vertriebswege liegen“, die Springer-Chef Mathias Döpfner jüngst zur Begründung auffuhr. Jetzt folgt also die neue, saugstarke Unterlage zum Sparmenü. Und die Hoffnung, dass die Fastfoodies auch die Bild-Häppchen so gläubig schlucken, wie die BigMacs und McRibs dieser Welt: Man fühlt sich im ersten Moment satt – und dann kommt plötzlich wieder der Hunger. Aber egal.

Gemeinsamkeiten zwischen den gar nicht so ungleichen Partnern gibt es ohnehin schon: Beide werkeln seit einiger Zeit am Imagewechsel: McDonald hat eingesehen, dass auch jahrelange Trotzphasen à la „Unsere Hamburger sind in Wirklichkeit doch gesund!“ niemanden überzeugen, und sucht seit vergangenem Jahr mit dem platten Slogan „Vielfalt. Genuss. Energie“ sein Heil im Salat. Und die Bild-Sonntagsschwester liefert mit ihrer Junior-Beilage Viva-BamS schon heute Lesestoff, der manchmal nicht nur optisch an die McDonald’s Kino-News erinnert.

Auch sonst passt McDöpfner gut in die McDonald’s-Tüte. Schließlich hat das kulinarische Angebot der Hamburger-Großfriteuse mit verantwortungsbewusstem Essen in etwa so viel zu tun wie Bild mit verantwortungsbewusstem Journalismus.