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Archiv-Artikel

Mauscheleien bei US-Konzernen

Die Pensionskasse Calpers wirft nun auch Direktoren und Mitgliedern der Aufsichtsräte von Coca-Cola, Citigroup und anderen US-Konzernen Unregelmäßigkeiten vor. Bei den Hauptversammlungen in dieser Woche will Calpers ihre Abwahl erreichen

VON HEIKE WIPPERFÜRTH

Den Vorständen und Aufsichtsräten einiger der mächtigsten US-Konzerne geht es an den Kragen. Calpers, die größte Pensionskasse der Welt, wirft Börsenlegenden wie Coca-Cola-Mogul Warren Buffett und den Citigroup-Größen Sandy Weill und Charles Prince „Interessenkonflikte“ vor und will bei den anstehenden Hauptversammlungen ihre Wiederwahl in die Aufsichtsräte verhindern. Sie sollten durch unabhängige Direktoren ersetzt werden, fordert Calpers.

Die Pensionskasse verwaltet rund 165 Milliarden Dollar und war bereits maßgeblich an den Aktionärsprotesten gegen den umstrittenen Disney-Chef Michael Eisner beteiligt. Morgen tritt Calpers auf der Hauptversammlung der Citigroup an. Der Citigroup-Vorsitzende Sandy Weill solle abtreten, da er „eine wichtige Rolle in mehreren Skandalen hatte, von denen die Firma negativ beeinflusst wurde“. Citigroup-Chef Prince habe nichts im Aufsichtsrat zu suchen, da seine Frau eine Partnerin in der Rechtsanwaltfirma „Skadden, Arps, Slate, Meagher & Flom“ sei, die mit Citigroup Geschäfte mache. Beide sollten durch unabhängige Direktoren ersetzt werden, fordert Calpers.

Viel zu meckern gibt es auch auf der Hauptversammlung der Coca-Cola-Company am Mittwoch. Unter der Aufsicht des größten Coca-Cola-Aktionärs Warren Buffett habe Coca-Cola-Wirtschaftsprüfer Ernst & Young nicht nur die Bücher geprüft, sondern auch andere lukrative Dienste verrichten dürfen.

Die Wiederwahl von Aufsichtsräten, die Gewinn bringende Aufträge an Buchhalter vergeben, wollen die Rebellen auch auf den Hauptversammlungen von Goldman Sachs, Sprint und Lehman Brothers verhindern. Dahinter steht die Befürchtung, dass die Buchhalter beim Prüfen der Bücher ein Auge zudrücken und Bilanzmanipulationen übersehen könnten, da sie sonst auf lukrative Aufträge verzichten müssen. Die so kritisierten Unternehmen protestieren: Den Anschuldigungen fehle jegliche Grundlage. Besonders empört hat sie der Angriff auf Buffett. Der Investment Banker Herbert Allen, ein Aufsichtsratskollege des Milliardärs, sprach von einer „Hexenjagd“. Sollte Buffett gegen seinen Willen frühzeitig aus dem Aufsichtsrat ausscheiden, würde Coca-Colas Aktienkurs absacken, warnt er im Wall Street Journal. Die Anleger sollten Buffett stattdessen lieber für seine „selbstlosen Dienste“ und „brillanten Führungshilfen“ bedanken.

Ein Ratschlag, den die Rebellen mit Sicherheit nicht befolgen werden. Ihr Ziel ist es, frischen Wind in die muffigen Aufsichtsratssitzungen zu bringen. Hilfe bekommen sie dabei von der Finanz-Aufsichtsbehörde Securities & Exchange Commission (SEC). Sollten sich 35 Prozent der Aktionäre ihrer Stimme enthalten, könnten laut SEC in Zukunft Aktionäre einen eigenen Kandidaten zur Wahl vorschlagen.