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Archiv-Artikel

Auf Rabatt in die Kita

Kita-Gutschein: Erster Wartelisten-Suchdurchlauf um zwei Wochen verschoben. Behörde hat Controlling-Probleme. Vereinigung bietet Eltern 33 Prozent Ermäßigung an

Das Kita-Gutscheinsystem kommt nicht in Gang. Für den 2. Juni war der erste landesweite Wartelisten-Suchlauf geplant, bei dem ein Zentralrechner auswertet, welcher von derzeit rund 8000 Erstanträgen auf einen Kita-Gutschein bewilligt wird. Mit dabei sind zahlreiche Hortanträge für Kinder, die im August zur Schule kommen.

„Wahrscheinlich diese und nächste Woche noch nicht“, antwortet Kita-Amtsleiter Bernd Heinrich auf die Frage, wann denn das Szenario startet, das fortan monatlich wiederholt werden soll. Als Grund für die Verzögerung nennt Heinrich „technische Probleme“, die ein per EDV durchgeführtes Controlling mache. So muss erst ausgerechnet werden, wie viel Geld noch im Budget vorhanden ist, nachdem im Mai rund 40.000 Gutscheine für die Anschlussbewilligungen der bereits betreuten Kinder vergeben wurden.

„Das ist eine enorme Verunsicherung für alle Eltern, die zum 1. August eine Betreuung brauchen“, sagt Matthias Taube vom Verein „FamilienPower“. Dies sei sehr spät, weil viele erst mit einem Gutschein in der Hand anfangen können, einen Platz zu suchen.

Die städtische „Vereinigung der Kindertagesstätten“ macht allerdings auch Eltern ohne Gutschein ein besonderes Angebot. Berufstätigen Eltern kommt die Vereinigung finanziell entgegen. Kinder im Krippenalter bekommen für bis zu acht Monate einen Preisnachlass von 33 Prozent, Vorschul- und Schulkinder bis zu fünf Monate von 25 Prozent auf den unsubventionierten Kita-Preis. Ganz billig ist der Spaß allerdings nicht. So kostet ein sechsstündiger Krippenplatz 529 Euro im Monat, die „tatsächlichen Kosten“, so der Vereinigungs-Vorstand Martin Schaedel, lägen bei 800 Euro.

Für Eltern – sofern sie einigermaßen bei Kasse sind – ist dieses Entgegenkommen angenehm. In der Träger-Szene stößt es indes auf geteiltes Echo. „Das kann sich nur die große Vereinigung leisten“, empört sich Annette Krogh, Leiterin der kleinen Park-Kita Altrahlstedt in Wandsbek. Caritas-Geschäftsführer Norbert Kessler ist „spontan irritiert“, will diesen Vorgang nicht kommentieren und zunächst innerhalb der Arbeitsgemeinschaft der freien Wohlfahrtspflege besprechen.

„Wir müssen mit geringeren Einnahmen genauso fertig werden wie andere Träger“, hält Schaedel möglichen Kritikern entgegen. Wie die Vereinigung in ihrem Jahresbericht schildert, ist sie mit ihren 173 Kitas besonders stark in Regionen vertreten, die wegen ihrer Sozialstruktur zu den „Verlierern“ des neuen Systems gehören, das Berufstätige bevorzugt. KAIJA KUTTER