: BÜCHER VON TAZ-MITARBEITERN
„Jeder kann Jazz spielen“, sagt Archie Shepp (Foto: Roland Köhler) in seinem Gespräch mit Christian Broecking, „Jazz ist wie Kleenex, Marlboro oder Coca-Cola – meiner Einschätzung nach eine kommerzielle Idee. Ich rede nicht über Jazz, sondern (…) über zeitgenössische afroamerikanische Instrumentalmusik (…). Ich rede wirklich über eine ausschließlich schwarze Angelegenheit, Soul und Leidenschaft, diese Werte kommen aus dieser Erfahrung. Die Vergewaltigung unserer Mütter, der Mord an unseren Vätern: wir kamen als Sklaven.“ Christian Broecking schreibt nicht nur Monat für Monat auf diesen Seiten seine Jazzkolumne, er war auch Programmdirektor des Berliner Jazzradios, er publiziert in einer ganzen Reihe anderer Medien, und er ist Dozent für Musikjournalismus an der Frankfurter Goethe-Universität. Nun hat er einige der zahllosen Interviews, die er in den vergangenen zehn Jahren mit Jazz-Musikern geführt hat, zu einem Buch zusammengefasst. „Respekt!“ (Verbrecher Verlag, Berlin 2004, 140 Seiten, 13 Euro) zeichnet in Gesprächen mit alten Recken wie Shepp, Sonny Rollins, Sam Rivers, Ornette Coleman, Wayne Shorter und Max Roach und jüngeren Musikern wie Steve Coleman oder James Carter die unterschiedlichen „Strategien der Verweigerung und Selbstbehauptung“ nach, wie Broecking sie in seiner Einleitung nennt. Von Shepps wütender Traditionssuche bis zur bewussten Entscheidung gegen diese bei dem Free-Jazz-Bassisten William Parker verfolgt er die Spuren, die die „Fire Music“ der Sechziger hinterlassen hat.