: was macht eigentlich ...Nofretete?
Ägypter erregen
Eine solche Unsittlichkeit sollte man nicht einfach hinnehmen: „Königin Nofretete nackt im Museum von Berlin!“, empörte sich die ägyptischen Tageszeitung Akhbar Al-Yom am Samstag über eine Berliner Kunstaktion für die Biennale in Venedig. Die im ägyptischen Museum ausgestellte Büste war nämlich kurzzeitig aus der Vitrine geholt und auf eine kopflose ungarische Bronzestatue gestellt worden – die zum Missfallen der Ägypter nackt war. Die Gattin Echnatons sei in Berlin nicht in sicheren Händen, ereiferte sich daraufhin auch Zahi Hawwas, der Chef der ägyptischen Altertumsverwaltung. Den Direktor des Berliner Museums, Dietrich Wildung, der die Aktion „als Dialog zwischen zeitgenössischer und altägyptischer Kunst“ rechtfertigte, griff er scharf an. „Jemand muss dem Treiben dieses Mannes Einhalt gebieten.“
Schon seit längerem bemüht sich die Altertumsverwaltung in Kairo um die Rückgabe von Ausstellungsgegenständen der Pharaonenzeit aus internationalen Sammlungen. Die Nofretete mit nacktem Rumpf bot einen sicher nicht unwillkommenen Anlass, für ein wenig öffentliche Entrüstung zu sorgen und damit Bewegung in die Sache zu bringen. Die alten Ägypter hätten sich wegen der Statue im Adamskostüm nicht so angestellt, meint Wildung. Er hält den Vorwurf für absurd. Denn: „Aus der gleichen Grabung von 1912, aus der die Nofretete-Büste stammt, gibt es eine kleine Kalksteinfigur der Nofretete, die nur ein hauchdünnes Kleid trägt und quasi nackt aussieht.“ ALL FOTO: ARCHIV