Land streicht Umweltförderung

Niedersachsen: Umweltminister Sander will ab 2005 Umweltverbänden den Geldhahn zudrehen. Dann nur noch Projekt-Förderung möglich. Nabu und BUND empört

Hannover taz ■ Niedersachsen will die Förderung für vier Naturschutzverbände ab dem kommenden Jahr komplett einstellen. Es werde „darüber nachgedacht und geprüft, wie die Unterstützung künftig projektbezogen verteilt werden kann“, sagte Umweltminister Hans-Heinrich Sander (FDP) der Nordausgabe der taz. Bislang war die Umstellung der Förderung nur geplant gewesen. Die Etatlücken würden zu weiteren Einsparungen zwingen, sagte Sander.

Bei den vier in diesem Jahr noch mit insgesamt 450.000 Euro alimentierten Verbänden ist die Empörung über das Ende der Förderung groß: „Damit schneidet sich das Land ins eigene Fleisch“, sagte Carola Sandkühler vom Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) in Niedersachsen. Nachdem das Land in diesem Jahr seine Förderung für die vier Umweltverbände um 30 Prozent oder 166.000 Euro gekürzt hatte, musste der BUND bereits seinen Pressesprecher, der Nabu seine Justiziarin entlassen. Nabu und BUND sind die beiden größten Verbände im Land und werden noch mit jährlich je 115.000 Euro gefördert. Der Landesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz erhält außerdem 107.000 Euro, der Naturschutzverband Niedersachsen 100.000 Euro. Insgesamt haben die vier Verbände fast 100.000 Mitglieder.

Der Nabu Niedersachsen höre die „umweltpolitischen Alarmglocken läuten“, sagte Landeschef Hans-Jörg Helm der taz. Bei einem Treffen am Wochenende hatte Sander die Nabu-Leute über die Einstellung der Förderung unterrichtet. Er traue „den Menschen vor Ort mehr zu als andere“, hatte Sander betont. Deshalb mache es Sinn, konkrete Umweltschutzprojekte zu fördern. Als Beispiele nannte seine Sprecherin Jutta Kremer-Heye das Artenschutzzentrum in Leiferde bei Braunschweig oder den landwirtschaftlichen Naturverein Rheiderländer Marsch, der im ersten Jahr seiner Gründung mit 50.000 Euro aus der Landeskasse unterstützt worden war. Ob und um wie viel die Gesamtförderung ab 2005 sinken werde, sei unklar, sagte Kremer-Heye.

Die Begründung des Ministers, das Ende der seit 1995 gewährten Förderung werde zu einer „Effizienzsteigerung in der Nabu-Geschäftsstelle“ führen, gehe „ins Leere“, betonte hingegen Helm. Die Umweltverbände seien „nicht mit Behörden oder großen Konzernen, wo für jede Aufgabe mehrere Personalstellen zur Verfügung stehen, vergleichbar“, ärgert sich der Nabu-Mann. Die Kürzung werde „automatisch zu einer Reduzierung der Unterstützung von Ehrenamtlichen führen“, da die Landesgeschäftstelle die Ehrenamtlichen betreue. Noch. Auch Carola Sandkühler vom BUND fragt sich: „Was würden die Landesverbände von CDU und FDP tun, wenn ihre Gelder plötzlich gestrichen würden?“Kai Schöneberg