PDS zeigt sich jetzt doppelt jung

Am Wochenende gründete der Nachwuchs der PDS seinen ersten eigenen Jugendverband. Dabei hatte sie mit Solid aber schon eine Nachwuchsorganisation

Als bundesweit erster Landesverband hat die PDS in Berlin und Brandenburg am Wochenende eine eigene Nachwuchsorganisation gegründet. So vermeldeten das am Montag zumindest die meisten Medien. „Das ist so nicht ganz richtig“, findet hingegen Björn Thielebein, Berliner Landessprecher von Solid. Auch wenn seine Jugendorganisation formal gesehen ein unabhängiger Verein ist, habe es bis vor kurzem keinen Zweifel daran gegeben, so Thielebein, dass Solid der PDS-Nachwuchs sei. „In Wirklichkeit geht es um eine Abspaltung eines bestehenden Jugendverbandes“, formuliert es sein Genosse Arne Brix in der Jungen Welt. Bei dem neuen PDS-Jugendverband handele es sich „zweifellos um ein Konkurrenzprojekt“.

Das sieht Mark Seibert, der frisch gewählte Vorsitzende der neu gegründeten PDS-Jugend, ganz anders. Solid habe sich bei ihrer Gründung bewusst einen Vereinsstatus gegeben, um ihre Unabhängigkeit gegenüber der PDS zu demonstrieren.

Insbesondere die Älteren hätten sich in letzter Zeit bei Solid aber nicht mehr aufgehoben gefühlt, so Seibert. Während bei Solid vor allem Schüler mitmachten, gebe es unter vielen jungen PDS-Nachwuchspolitikern das Bedürfnis, mehr Parteiarbeit zu leisten. Die neue PDS-Jugend will sich explizit zur Partei bekennen und mehr Verantwortung innerhalb der PDS übernehmen.

Dass Solid-Mitglieder in den letzten Jahren zu wenig in die Partei hineingewirkt haben, muss Thielebein schon zugeben. Gerade seit der Regierungsbeteiligung in Berlin hätten sich viele bei Solid von der PDS distanziert und sich stattdessen mit zumeist linksradikalen Kräften zusammengetan. „Dass sie gleich einen eigenen Verband gründen, finde ich aber schon blöd“, sagt Thielebein.

Mindestens ein Viertel der vierzig Gründungsmitglieder des neuen Verbands waren lange selbst bei Solid aktiv – auch Berlins PDS-Vorsitzender Stefan Liebich, der aber bereits vor einiger Zeit seine Mitgliedschaft aufkündigte. Ihm und auch den meisten anderen, die nun die PDS-Jugend gegründet haben, waren die Solid-Positionen zu radikal.

Für Solid heißt das nun: weniger Geld. Künftig muss sie sich den Jugendtopf mit dem neuen Nachwuchsverband teilen. Und genießt die neue PDS-Jugend erst mal allgemeinen Zuspruch in der Mutterpartei, könnte für Solid die Geldquelle gänzlich versiegen. FELIX LEE