piwik no script img

Archiv-Artikel

Hinter verschlossenen Türen

Der vorauseilende Jahresrückblick 2009: Der Schauspieler Sky du Mont bringt die FDP voran, Ole von Beust bedrängt Christa Goetsch, Sylt wird Hamburg und Danial Ilkhanipour zeigt es wieder mal allen

Sonntag, 3. Januar: Der Schauspieler Sky du Mont und seine Frau Mirja geben noch während ihres „Liebesurlaubs“ (Bild) eine Pressekonferenz in ihrem Hotel in Kapstadt. „Wir haben es wieder getan“, erklärt du Mont und lässt eine Flasche Schaumwein springen. Die Hamburger FDP ernennt ihn daraufhin zu ihrem Ehrenvorsitzenden.

Montag, 19. Januar: Nach dem überraschenden Wahlsieg der SPD bei der Landtagswahl in Hessen erklärt der Eimsbütteler Direktkandidat Danial Ilkhanipour die Bundestagswahl für gewonnen. „Ich habe die Stimmen der Eimsbütteler im Sack“, sagt Ilkhanipour, der im Vorjahr den amtierenden Bundestagsabgeordneten Niels Annen ausmanövriert hatte. Die Säcke mit den Stimmen seien in einem „gut verriegelten Raum“ in der Hamburger SPD-Parteizentrale untergebracht.

Dienstag, 24. Februar: Ein Jahr nach der Bürgerschaftswahl zieht der schwarz-grüne Senat eine positive Bilanz. Der Kuschelfaktor in der Koalition sei weiterhin hoch, sagt die Zweite Bürgermeisterin Christa Goetsch (GAL). Bürgermeister Ole von Beust (CDU) habe ihr vergangene Woche sogar das Du angeboten, was sie jedoch „aus politischen Gründen“ abgelehnt habe. „Was soll denn da die Basis denken“, so Goetsch.

Dienstag, 3. März: An ihrem 90. Geburtstag wird Hannelore „Loki“ Schmidt von der Bürgerschaft einstimmig zur Ehrenbürgerin der Hansestadt ernannt. Aus diesem Anlass darf beim offiziellen Festakt im Großen Festsaal geraucht werden, doch niemand traut sich – außer dem Ehepaar Schmidt: Loki zieht an einer „Auslese deluxe“, Helmut pafft eine „Reyno Menthol“. Nach dem Festakt wird der volle Aschenbecher direkt ins Haus der Geschichte nach Bonn verbracht.

Mittwoch, 4. März: Bei den Haushaltsberatungen wird bekannt, dass die Elbphilharmonie 125 Millionen Euro billiger wird als gedacht. Finanzsenator Michael Freytag (CDU) erklärt, die zuständigen Beamten hätten ein Stockwerk übersehen, das bereits von einem gewissen Jürgen Rieger gekauft worden sei. Es handelte sich dabei um einen „Anwalt aus Blankenese“. Die Bezahlung sei in Goldbarren und alten Gemälden erfolgt.

Freitag, 27. März: Dr. Roger Kusch scheidet freiwillig aus dem Leben. Genau drei Jahre nach seinem Rauswurf aus dem Senat bedient der Ex-Justizsenator den von ihm propagierten Selbsttötungsapparat in eigener Sache. In einer Video-Dokumentation seiner Selbstentleibung erklärt Kusch, er könne die von Schwarz-Grün betriebene Humanisierung des Strafvollzugs nicht ertragen.

Montag, 13. April: Ole von Beust erklärt zu seinem 54. Geburtstag den sofortigen Anschluss seiner Urlaubsinsel Sylt an Hamburg. Berechnungen des Koalitionspartners GAL hätten ergeben, dass so die Klimaschutzziele des Senats eingehalten werden könnten. „Die Frischluft von der Nordsee bläst den ganzen Dreck aus Moorburg weg“, erklärte der Bürgermeister erleichtert.

Freitag, 1. Mai: Die Beachclub-Saison wird im Gleisdreieck nördlich des Bahnhofs Altona eröffnet. Vor den Gleisen wird eine Lärmschutzwand mit einer Fototapete vom Hamburger Hafen errichtet. Wenn ein Zug passiert, ertönen die Signalhörner der Queen Mary 2. Für den Elbwind sorgen spezielle Ventilatoren, die von Vattenfall gesponsert werden.

Montag. 13. Juli: Der Leiter des „Großstadtreviers“, Jan Fedder, wird neuer Hamburger Polizeipräsident. „Wir haben ihn gefragt, und er hat ja gesagt“, erklärte Innensenator Christoph Ahlhaus. Wie kein Zweiter sei Fedder geeignet, der Hamburger Polizei ein „menschliches Gesicht zu geben“. Als Drehbuchschreiber für Fedder habe man den Schriftsteller Siegfried Lenz engagiert.

Sonntag, 20. September: Eine Woche vor dem errechneten Termin wird der Schauspieler und Hamburger FDP-Ehrenvorsitzende Sky du Mont zum vierten Mal Vater. „Ich bin sehr stolz und glücklich“, sagt der Westerndarsteller („Der Schuh des Manitou“). Seiner Frau gehe es den Umständen entsprechend gut. Sie bereite sich derzeit intensiv auf ihre Rolle als Synchronstimme von Bambi in der gleichnamigen ARD-Vorabendserie vor. „Und ich spreche den Förster.“

Freitag, 26. Juni: Der Energiekonzern Vattenfall gibt die Reparaturarbeiten an seinen seit zwei Jahren stillstehenden Atomkraftwerken Brunsbüttel und Krümmel auf. „Egal wo man hinfasst, immer ist irgendeine Schraube locker“, sagte der Vorstandsvorsitzende des Konzerns, Lars Göran Josefsson. Als Ersatz werde der Konzern ein Atomkraftwerk „irgendwo in der Ukraine“ bauen.

Sonntag, 27. September: Nach Schließung der Wahllokale zur Bundestagswahl ruft sich der Eimsbütteler SPD-Direktkandidat Daniel Ilkhanipour zum Wahlsieger aus. Noch am selben Abend stellt sich allerdings heraus, dass die Säcke mit den Stimmen verschwunden sind, die Ilkhanipour in der Hamburger SPD-Zentrale deponiert hatte. Der Jungpolitiker erklärt daraufhin, die Wahl trotzdem annehmen zu wollen. „Gewählt ist gewählt“, so Ilkhanipour.

Montag, 12. Oktober: Zum Beginn der Herbstferien gibt der Bundestagsabgeordnete Danial Ilkhanipour bekannt, er sei in die Hamburger FDP eingetreten. „Ich glaube, dass meine Talente dort besser aufgehoben sind“, so Ilkhanipour. Die Entscheidung sei gefallen, nachdem sich herausgestellt habe, dass er seit seiner Zeit als Schülersprecher denselben Friseur besuche wie der Hamburger FDP-Ehrenvorsitzende Sky du Mont.

Donnerstag, 1. Dezember: Polizeipräsident Jan Fedder tritt zurück. „Auf Dauer ist der Innendienst nichts für mich“, erklärt der 54-Jährige, nachdem sein Vorschlag abgelehnt worden ist, auf der Reeperbahn goldene Kameras zu installieren. WIE / SMV

Fotohinweis:Bilder 2009 (von oben): Loki und Helmut Schmidt rauchen für das Museum, Dr. Roger Kusch hantiert mit seiner Selbsttötungsmaschine, und das „Blankeneser Schauspieler-Paar“ („Bild“) Sky und Mirja du Mont arbeitet erfolgreich an weiteren Nachkommen (zur Ähnlichkeit der Frisuren von Sky du Mont und Daniel Ilkhanipour siehe Seite 22). Unten: die schwarz-grüne Koalition in Hamburg kuschelt weiter. Allerdings muss Christa Goetsch Ole von Beust eine Abfuhr erteilen. FOTOS (4): DPA