: Luftangriff auf Hamas-Führer
Drei Tote und 30 Verletzte bei israelischem Luftangriff in Gaza. Hamas kündigt Vergeltung an. Widerstand der Siedler gegen Räumungen
aus Jerusalem SUSANNE KNAUL
Ein Funktionär der Hamas ist nur knapp einem israelischen Raketenangriff entkommen. Bei dem Angriff auf den Geländewagen von Hamas-Sprecher Abdelasis Rantisi wurden drei Bewohner von Gaza getötet und 30 verletzt. Rantisi konnte sich rechtzeitig aus dem Fahrzeug retten.
Die Hamas drohte, „Israel eine Lektion zu erteilen“. Auch die palästinensische Führung verurteilte den Anschlag, der die Chancen der Waffenstillstandsverhandlungen mit den Widerstandsgruppen auf den Nullpunkt sinken lasse. Aus Jerusalem verlautete, Israel werde die „Maßnahmen gegen den Terror“ fortsetzen. US-Präsident Bush erklärte, die Offensive trage nicht zur Sicherheit Israels bei.
Der 52-jährige Rantisi gilt als potenzieller Nachfolger von Scheich Achmad Jassin, geistiger Mentor und Gründer der Hamas. Der dem radikaleren Flügel in der politischen Hamas-Führung angehörende Kinderarzt wurde Ende 1992 mit 400 islamischen Fundamentalisten des Landes verwiesen und musste über Monate unter schwersten Bedingungen im Niemandsland zwischen Israel und Libanon ausharren. Nach Rückkehr der PLO-Führung, 1994, wurde er mehrmals vom palästinensischen Sicherheitsdienst verhaftet.
Rantisi wohnte in den vergangenen Wochen den Verhandlungen mit dem palästinensischen Premierminister Mahmud Abbas (Abu Masen) bei, hatte zunächst Bereitschaft zu einem temporären Waffenstillstand signalisiert, Ende letzter Woche jedoch den Dialog unterbrochen.
In Israel reagierte vor allem die Opposition. Der Abgeordnete Chaim Ramon (Arbeitspartei) verurteilte den Anschlag, mit dem Israel Abu Masens Versuch, die Gewalt einzudämmen, unterlaufe. Ohne Zweifel werde die Hamas die Aktion vergelten. „So geraten wir wieder in den Teufelskreis der Gewalt. Versuche, den Konflikt durch einen friedlichen Dialog beizulegen, werden unnötig erschwert.“
Beobachter in Israel diskutierten gestern die Möglichkeit, dass die Operation mit der palästinensischen Führung abgesprochen war. Wäre der Anschlag gelungen, hätte Mohammad Dahlan, palästinensischer Minister für Innere Sicherheit, einen innenpolitischen Gegner weniger, so die These. PLO-Rechtsberater Tarazi nannte das „lächerlich“. Bei dem Gipfel in Akaba sei man sich einig gewesen, dass „die Exekutionen das größte Hindernis für den Versuch darstellen, die verschiedenen Fraktionen für die Roadmap zu gewinnen“. Die Führung sei zwischen den eigenen Extremisten und der israelischen Führung gefangen. „Wir stehen in der Mitte und sollen beide an Bord bringen“, meint Tarazi. „Dazu haben wir kaum die Macht.“
Gegen die Räumung illegal errichteter Außenposten jüdischer Siedlungen im Westjordanland formierte sich unterdessen Widerstand. „Wir haben tausende, sogar zehntausende, die zum Kampf bereit sind“, erklärte Siedlerführer Adi Minz. Unter Protest der Anrainer hatten israelische Soldaten am Montagabend zehn Außenposten geräumt.