Öger tourt in die EU

Türkischer Reiseunternehmer startet seinen Wahlkampf als SPD-Abgeordneter im Europa-Parlament

hamburg taz ■ Er sei „ein überzeugter Europäer“, sagt Vural Öger, „gerade weil ich gebürtiger Türke bin“. Deshalb sehe er die Erweiterung der EU zum 1. Mai nach Osteuropa „als Chance, nicht so sehr als Risiko“. Und weil der Gründer des Reiseunternehmens Öger-Tours Chancen gerne nutzt, will er nach der Europawahl am 13. Juni auf Platz 10 der SPD-Bundesliste als Abgeordneter ins Europa-Parlament.

Beim Pressefrühstück mit Journalisten in Hamburg startete der 62-Jährige, der 1960 zum Studium nach Deutschland kam, gestern seinen Wahlkampf für Brüssel. Er sei zwar, räumt Öger ein, „ein politischer Seiteneinsteiger“, verfüge aber über gute Kontakte in europäische Wirtschaftskreise. Das „Denken in Internationalität“ sei nicht zuletzt aus beruflichen Gründen „seit langem mein Thema“.

Im Bundestagwahlkampf 2002 war Öger, damals Mitglied der von der CDU-Politikerin Rita Süßmuth geleiteten Zuwanderungskommission der Bundesregierung, aus Ärger über den Unions-Möchtegernkanzler Edmund Stoiber demonstrativ in die SPD eingetreten. Hamburgs Sozialdemokraten hatten die Mitgliedschaft des prominenten und erfolgreichen Vorzeige-Türken stolz an die große Glocke gehängt – und ihm jetzt die europäische Polit-Karriere angedient.

Öger betrachtet Europa als „eine Wertegemeinschaft“, zu der er auch die Türkei zählt: „Das Europa im Sinne Karls des Großen sollte Vergangenheit sein.“ Einen möglichen EU-Beitritt seines Heimatlandes sieht er aber erst „etwa 2020“.

Im Übrigen sei er als Unternehmer es gewohnt, „zielorientiert“ zu denken und schnell zu entscheiden: „Ein Freund ewig langer Diskussionen“, sagt Öger, „bin ich nicht.“ Da grinsten die Journalisten aber und wünschten ihm „viel Spaß“ im Europaparlament. sven-michael veit