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Archiv-Artikel

Gesicht zugenäht

Abgelehnter Asylbewerber verstümmelt sich selbst. Helfer werfen schleswig-holsteinischer Behörde „Schikane“ vor

Von wei

PINNEBERG taz ■ Aus Protest gegen seine drohende Abschiebung hat sich ein Iraner Augen, Ohren und Mund zugenäht und sich mit Unterstützern gestern vor der Ausländerbehörde der schleswig-holsteinischen Kreisstadt Pinneberg zu einer Mahnwache versammelt. Die Flüchtlingsinitiative „Karawane“ warf der Behörde „Schikane und Ignoranz“ vor. Sie verweigere Gholam Reza Ghavidel seit acht Jahren einen sicheren Aufenthaltsstatus, obwohl dieser zur iranischen Exilopposition zähle und Iran ihn als Staatsfeind betrachte.

Bereits am vergangenen Sonntag trat der Iraner kurdischer Herkunft in den unbefristeten Hungerstreik und nähte sich selbst Augen, Mund und Ohren zu. „Die Aussichtslosigkeit, Recht zu bekommen und die jahrelange Hinhaltetaktik der Behörden zwangen ihn zu der krassen Aktion“, sagte gestern Karawane-Sprecher Ralf Lourenco.

Ghavidel ist 1996 hierher geflüchtet. Sein Asylantrag wurde abgelehnt, so dass er seit acht Jahren mit dem unsicheren Duldungsstatus leben muss. Geduldete dürfen ihren Landkreis nicht verlassen und können jederzeit abgeschoben werden.

Karawane zufolge droht dem 40-Jährigen in Iran Verfolgung, weil er an Protesten gegen das islamische Regime beteiligt war. Zugleich habe Iran Ghavidel „de facto ausgebürgert“, indem es 1999 erklärte, er dürfe sein Heimatland nie wieder betreten. Die deutschen Behörden, so Helfer Lourenco, „ignorieren derweil das Schicksal dieses Mannes und es passiert gar nichts“. wei