: Vom Himmel ins Klo
Alles Gute kommt von oben. Der Bremer Regenwasser-Pionier Karl-Heinz Böse schreibt Bücher darüber, wie man es nutzt – für die Toilettenspülung etwa
Original Bremer Schiet-Wetter: plattgeregnete Kräuter in Balkonkästen, die Sonne hinter dunkelgrauen Wolkenungetümen am Himmel versteckt. Vielen verdirbt das den Spaß. Karl-Heinz Böse nicht. Bei Böse nämlich läuft dann zuhause der Wassertank voll. Mit dem Nass von oben kann er schon wieder ein paar Maschinen Wäsche waschen – ohne Wassergebühr zu zahlen.
Der Lehrer an der Berufsschule für Metalltechnik in Oslebshausen ist ein ökologischer Überzeugungstäter. Schon Anfang der achtziger Jahre hat er bei sich zu Hause in Ritterhude die erste Regenwasseranlage eingebaut. „Die dürfte man heute niemandem mehr zeigen“, gibt er zu. Was nicht heißt, dass sie nicht funktioniert.
Was vor Jahren noch als Spirenzchen galt, ist heute in fast jedem Baumarkt zu haben: Regenwassernutzungsanlagen und Tanks zum selber einbauen. Inzwischen sind auch die Installateure auf den Zug aufgesprungen. Klospülung mit Regenwasser gehört in der Branche heute zum Standard-Repertoire. Böse weiß, dass das nicht immer so war. „Hätte man vor zehn Jahren einen Handwerker gebeten, so eine Anlage einzubauen, hätte der mit Sicherheit abgelehnt.“
Allen skeptischen und unentschlossenen HauseigentümerInnen und Renovierenden bietet Karl-Heinz Böse Handfestes. In seinem Büchlein „Regenwasser für Garten und Haus“* nennt der Mittfünfziger sieben gute Gründe, die für die eigene Regenwasserversorgung sprechen. Böses Credo: Jeder, der ein Haus besitzt, kann Regenwasser nutzen. Der Teufel steckt auch hier im Detail. Böse will da weiterhelfen: Mit Details und Zeichnungen zum Bau und zur Auslegung der jeweils passenden Apparatur und Formeln zur Berechnung des eigenen Wasserbedarfs etwa. „Je nach Anlagentyp braucht man für die Steuereinheit nicht mehr Platz als für einen großen Koffer“, lockt der Regenwasser-Freak.
Auch Fragen nach der Qualität des kühlen Nasses und danach, was erlaubt und was verboten ist, widmet sich Böse. Denn Wasser ist nicht gleich Wasser – und Deutschland ein Regelwerk. Im Speicher gesammeltes Regenwasser, erfahren Unbedarfte da, erfülle im Normalfall zwar die Anforderungen der „Badewasserverordnung“. Trotzdem gilt: Duschen darf man damit nicht. Denn Wasser, das den Körper berührt, muss in Deutschland „Trinkwasser“ sein.
Ob sich die Regenwasser-Nutzung finanziell lohnt, hängt unter anderem vom Wohnort ab. In Bremen etwa trägt das Umweltressort bis zu einem Drittel der Einbaukosten, maximal 2.000 Euro. Abwassergebühren aber muss man in der Hansestadt trotzdem zahlen – im Gegensatz etwa zum benachbarten Ritterhude. Entscheidend ist schließlich auch der bauliche Aufwand, den man treiben muss, um das Himmels-Nass zu nutzen. „Wenn ich die zusätzlichen Rohre nur ein Stockwerk weit und gerade verlegen muss, ist das natürlich günstiger, als viele Meter weit und um Ecken herum“, sagt der Berufsschullehrer. Als Faustregel gilt laut Böse: Eine Regenwassernutzungsanlage amortisiert sich nach etwa zehn Jahren.
Zu spät? Überhaupt nicht, findet Böse. Denn: „Der Trend der Städte, ihre Abwasseranlagen zu privatisieren, setzt sich fort. Dann werden die Preise für Trink- und für Abwasser steigen. Und spätestens dann rechnet sich eine Regenwasser-Anlage.“
Ulrike Bendrat
*Böse, Karl-Heinz: Regenwasser für Garten und Haus. Ökobuch-Verlag, Staufen.