piwik no script img

Archiv-Artikel

die taz-umfrage

„Dieser Tag hatte Freizeitcharakter“

Matthias Fink, 37, lebt seit 1987 in Berlin:

„Meine Eltern haben extra am 16. Juni 1965 geheiratet, um mit einem Urlaubstag weniger auszukommen. Generell wurde der 17. Juni in meiner Familie eigentlich immer mehr als ein Tag gesehen, an dem man eben nicht arbeiten musste. Und das, obwohl meine Mutter aus Ostdeutschland stammte und wir dort auch Verwandtschaft hatten. Wir waren nicht unpolitisch, das nicht. Die ganzen Sonntagsreden hörten wir uns schon interessiert an und sprachen auch darüber, was damals passiert ist. Aber es gab keinen ritualisierten Ablauf für diesen Tag. Im Westen der Bundesrepublik, wo ich aufgewachsen bin, hat dieser Tag auf jeden Fall Freizeitcharakter gehabt, vielleicht war das in Grenznähe oder in Westberlin ja anders. Der 17. Juni war jedenfalls kaum ein Tag, an dem mich reale Personen glaubwürdig angeregt hätten, über ernste oder traurige Dinge nachzudenken.“