montagskolumne: meinhard rohr zur lage der nation im spiegel seines wissens
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Man sagt mir nach, ich hätte meist schlechte Laune oder sei übel gelaunt. Richtig ist: Das eine trifft zu, das andere nicht. Aber in einer sich immer irrer gebärdenden Spaßgesellschaft kann ein feingeistiger Mensch schon mal die Nerven, Haltung und Contenance verlieren. Ich will hier gar nicht die Figuren, Menschen und Personen ins Spotlight einer medialen Öffentlichkeit zerren, die uns in den letzten Wochen wirklich bewegten. Aber ein Möllemann, ein Friedman und ein Pfitzmann sprechen natürlich für sich. Die Spaßkultur frisst ihre Männer, Frauen und Kinder. Schon 1968, als auch ich leider zu den Linken gehörte, brachen die ersten Pflanzen einer aufgepeitschten Spaßguerilla in eine ungewisse Zukunft auf. „Rupft das Unkraut!“, empfahl damals der Frankfurter Topphilosoph Max Horkhauser. Wir lernten edelmütig und verschrieben uns der hehren Ernsthaftigkeit, die den schöden Zeitgeist für immer und ewig und alle Zeiten überdauern wird. Auf Kosten der guten Laune nehmen wir dies gern in Kauf.

Diese Kolumne erscheint in loser, aber leider häufiger Folge.