: Zehn Cent für die Süchtigen
Suchtexperten fordern eine Abgabe auf Alkohol zur Finanzierung von Therapien
Hannover dpa ■ Zur Finanzierung von Alkohol- und Drogentherapien in Deutschland haben Suchtexperten eine Abgabe auf alle alkoholischen Getränke gefordert. Pro Liter reinem Alkohol solle eine Abgabe von einem Euro eingeführt werden, sagte der Vorsitzende des Fachverbandes Drogen und Rauschmittel, Thomas Bader, gestern in Hannover. Rund 300 Fachleute kamen zum 27. Bundesdrogenkongress der Organisation zusammen. Mit einer Abgabe würde sich etwa ein Liter Bier um fünf Cent und ein Liter Wein um zehn Cent verteuern.
Da in Deutschland jährlich pro Kopf rund 10 Liter reiner Alkohol konsumiert werden, kämen rund 800 Millionen Euro zusammen, so der Verband. Die Einnahmen sollten für Drogen- und Alkoholtherapien verwendet werden. Die Pläne der Bundesregierung für eine Sonderabgabe auf Alcopops und die Erhöhung der Tabaksteuer hält der Verband nicht für ausreichend. Vorsitzender Bader sagte, die Pläne seien lediglich im Grundsatz begrüßenswert.
Der Fachverband Drogen und Rauschmittel mit Sitz in Hannover vertritt rund 300 Projekte bundesweit. Die Zahl der Drogentoten in Deutschland ging 2003 auf den niedrigsten Stand seit 1989 zurück. Zugleich nahm aber der Alkoholmissbrauch bei Jugendlichen stark zu. Bei den illegalen Drogen steht nach Darstellung des Verbandes Cannabis an der Spitze.
Angesichts von massiven Kürzungen und einem Anstieg des Betreuungsbedarfs Süchtiger wächst der Druck auf die Beratungsstellen. „Wir stehen vor Einschnitten wie wir sie noch nicht hatten“, so betont Bader. „Die Beratungsangebote werden sich verschmälern.“
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