: Erfolgsrezept: Das Bier am Fluss
Mit der 19. Kajenmarkt-Saison beginnt kommenden Samstag an der Schlachte das sommerliche Treiben. Mehr Restaurants als je zuvor. Zwei Millionen Besucher werden in diesem Jahr erwartet. Winteraktionen sollen ganzjährige Attraktivität sichern.
Bremen taz ■ Muffig geworden ist der Biergenuss nach all den Monaten, die er im Kneipen und Wohnzimmern überwintern musste. Aber schon eine frische Brise bringt ihn zurück auf eine Top-Position der beliebtesten Freizeitbeschäftigungen unserer Spezies. Die ja auch den Kopf mal wieder lüften muss. Die Nase lechzt eh nach frischem Weserduft, das Haar möchte vom Wind gefönt werden. Und genau in dieser Bedürfnis-Notlage eröffnet die fürs Trendabpassen berühmte Bremer Touristik Zentrale (BTZ) die Schlachte-Saison 2004 – mit dem 19. Kajenmarkt. Offiziell los geht’s am 1. Mai um 13 Uhr.
60 Händler werden erwartet. Sie stecken wieder Garnelen in Brötchen, schreien blumige Sonderangebote heraus, friemeln Kunsthandwerkliches zu bierbäuchiger Musik, locken mit antikem Trödel. Und 1.500 Open-air-Sitzmöbel laden zum luftigen Biergenuss. Eine Erfolgsgeschichte soll fortgeschrieben werden.
Die Schlachte, von Freunden und Förderern wahlweise „Weserpromenade“ und „maritime Bummelmeile“ genannt, hat im vergangenen Jahrhundertsommer-Jahr laut BTZ-Chef Peter Siemering zwei Millionen Flaneure und Biertrinker angezogen: 70 Prozent Bremer, 30 Prozent Touristen. Einer BTZ-Gäste-Befragung zufolge steht die Schlachte bei zwei von drei Touristen auf dem Besichtigungsprogramm. Das soll 2004 noch besser werden. „Je größer das Angebot, desto mehr Besucher“, erläutert Siemering die Vermarktungslogik. So wird der Gastro-Bereich jetzt über die Bürgermeister-Smidt-Brücke hinweg in Richtung Faulenquartier ausgedehnt.
Direkt am Brill entsteht eine Groß-Filiale des Mexikaners „Bolero“ aus Schwachhausen, ein asiatisches Restaurant wird an der Schlachte 41/Ecke Fangturm einziehen: Eröffnung jeweils Ende Mai 2004. An der Schlachte 64 soll kommendes Frühjahr ein edel designtes „Lifestyle-Hotel“ mit 48 Zimmern und mediterraner Außengastronomie Einweihung feiern. Die im Keller ausgebuddelten Reste der neun Jahrhunderte alten Stadtmauer würden innenarchitektonisch berücksichtigt, versichert Siemering.
Weitere Veränderungen: Aus der Cocktailbar „Malibu“ wird ein spanisches Lokal, das „moto“-Haus wurde verkauft, dem taiwanesischen Restaurant gekündigt. Der Geschäftsführer hofft, trotzdem weitermachen zu dürfen.
Alles unverändert beim schippernden Schlachte-Personal: Die elf Anleger sind langfristig an 17 Schiffe vermietet. Auch wenn das augenblicklich nicht so ausschaut. Der Weserkahn „Franzius“ befindet sich meist auf Charterfahrt, die „Deichgraf“ auf Reparatururlaub in einer Werft. Das Jugendsegelschiff ist nach Vegesack abkommandiert worden.
Ab 7. Mai wird der Torfkahn „Lüder von Bentheim“ täglich eine Vegesack-Tour anbieten. Auf „Speedy“ muss aber verzichtet werden: Das Schnellboot wurde nach Italien verkauft, so dass man jetzt nur noch von Vegesack und Bremerhaven nach Helgoland übersetzen kann.
„Oceana“ und „Hanseat“ bieten ihre Weser- und Hafenrundfahrten fünfmal am Tag als Liniendienst zum Space-Park an. Er werde von Reisegruppen, manchmal aber nur von fünf Gästen pro Tag genutzt, konstatiert Geschäftsführer Dieter Stratmann.
Damit die dutzend Gastro-Betriebe ihre 500 Angestellten nicht großenteils nach der Sommersaison wieder entlassen müssen, will man jetzt auch eine Winterbespielung der Schlachte. Die BTZ-Kreativabteilung griff sogleich in die Wortkiste und propagiert nun den „Winterzauber“. Dieser soll vom 27. November bis 23. Dezember die Massen anziehen. Um dem Weihnachtsmarkt keine Konkurrenz zu machen, „werden wir was zum Thema Schnee machen“, so Siemering. Und auch mittelalterliche Hütten könne er sich vorstellen. Winterzauberhaft. fis