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Archiv-Artikel

Al-Sadr droht mit „Höllenfeuer“

US-Streitkräfte rücken auf Nadschaf zu. Spanische Truppen beginnen Abzug. Großbritannien will Soldaten schicken. UN-Diplomaten rechnen mit Resolutionsstreit

BERLIN ap/afp/dpa ■ US-Streitkräfte sind am Montag wieder bis auf sechs Kilometer an die irakische Stadt Nadschaf herangekommen, in der sich der radikale Schiitenführer Muktada al-Sadr aufhält. Rund 200 Soldaten übernahmen einen Stützpunkt vor der Stadt, um die abziehenden spanischen Truppen zu ersetzen. Die Operation galt als brisant angesichts der Warnung von Geistlichen, ein Sturm auf die heilige Stadt könne einen Aufstand der Schiiten im ganzen Land auslösen. Al-Sadr hat den USA mit einem „Höllenfeuer“ gedroht, sollte ihm etwas zustoßen. Die US-Armee hatte angekündigt, ihn verhaften oder töten zu wollen.

Nach den gewaltsamen Auseinandersetzungen mit der Al-Mahdi-Miliz von al-Sadr Anfang des Monats hatten die USA verkündet, sie würden sich nach Möglichkeit von Nadschaf fern halten. Oberst Paul White erklärte jedoch gestern, es gehe darum, die spanischen Soldaten sicher abziehen zu lassen und den Stützpunkt zu schützen.

Der Abzug der 1.300 spanischen Soldaten soll in den nächsten Tagen beginnen. Heute wird das spanische Parlament über den Truppenabzug debattieren. Großbritannien erwägt unterdessen eine Aufstockung seines 7.500 Mann starken Kontingents um 1.500 bis 2.000 zusätzliche Soldaten, um die Spanier zu ersetzen, berichtete die britische Zeitung The Times. Erstmals könnten danach britische Truppen an „Brennpunkten“ nördlich von Basra, ihrem ursprünglichen Stützpunkt im Süden des Irak, eingesetzt werden. In Bulgarien ebenso wie in der Slowakei gab es neue Überlegungen, die eigenen Truppen aus dem Irak abzuziehen.

Bei einer Serie von Angriffen auf Koalitionstruppen im Irak sind gestern mehrere Soldaten verletzt worden. Allein aus der Hauptstadt Bagdad wurden drei Attacken auf das US-Militär gemeldet. Zudem drohten die Entführer von drei italienischen Sicherheitsleuten Medienberichten zufolge, die Geiseln zu töten. Die Kidnapper nannten sich Gruppe Grünes Bataillon. Auch al-Qaida meldete sich zu Wort und übernahm die Verantwortung für den Anschlag auf die Ölverladestation in Basra.

UN-Diplomaten rechnen unterdessen mit Auseinandersetzungen im Sicherheitsrat über eine von den USA und Großbritannien angestrebte neue Irakresolution. Viele Signale aus Washington „deuten auf schwierige Verhandlungen hin“, hieß es am Montag in UN-Kreisen. Die Debatten im Sicherheitsrat erinnerten bereits teilweise an den politisch-diplomatischen Streit vor dem Beginn des Irakkrieges.