was macht eigentlich… Gregor Gysi? : Schlichten
Es liegt Hoffnung in der Luft, wo vormals es nach dumpfer Stimmung roch. Gekämpft hatten sie auf den Gleisen Berlins um der besseren Arbeitsbedingungen Willen. Weil die streikwilligen Bahnführer dafür abgestraft wurden und die zweite Verhandlungsrunde im Tarifstreit der Berliner S-Bahn scheiterte, darf jetzt endlich Berlins Verhandlungs-, Kompromiss- und Reformmotor Gregor Gysi wieder ran. Er soll nach nächtelangen Verhandlungen gänzlich erschöpft vor den Mikrofonen Ergebnisse oder auch keine präsentieren. Weil er „das nötige Fingerspitzengefühl“ habe, genießt der ausgebildete Facharbeiter für Rinderzucht und promovierte Jurist das Vertrauen der rund 4.000 betroffenen ArbeitnehmerInnen und wird ab morgen den Tarifstreit zu schlichten versuchen.
Ein vermutlich einfaches Unterfangen, präsentiert die Gegenseite als zweiten Schlichter doch den allseits bekannten Chef eines Hallenser Wirtschaftsinstituts, Rüdiger oder so Pohl. So lässt sich kaum trumpfen, war Gysi doch als Chefunterhändler der PDS nicht nur bei den rot-roten Koalitionsverhandlungen 2002 erfolgreich, sondern ebenso Leid erprobt als Berliner Wirtschaftssenator. Auch mit Zahlen und Verkehr kennt sich Gysi, der Werke wie „Freche Sprüche“ und „Nicht nur freche Sprüche“ herausgegeben hat, aus: Vor seinem Rücktritt als Senator probte er die private Wirtschaftlichkeit öffentlicher Fernverkehrswege. Böse Zungen nannten das dann gleich „Flugmeilen-Affäre“. Die S-Bahner hoffen noch, dass er diesmal seine Bonuspunkte etwas geschickter einsetzt. MK FOTO: AP