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Archiv-Artikel

unterm strich

Wenn das keine strafende Aktion ist: Der Bund und Berlin haben sich auf eine Reform des Hauptstadtkulturfonds verständigt und der Kuratorin Adrienne Goehler eine Schlüsselposition genommen. Nach dem Streit um die RAF-Ausstellung wird in Zukunft eine gemeinsame Kommission mit je zwei Vertretern des Bundes und Berlins das letzte Wort bei der Entscheidung über die Projektförderung haben. Goehler solle nur bei Bedarf mit beratender Stimme von der Kommission gehört werden. Dabei ist Adrienne Goehler, die zuvor als Senatorin für Kultur in Berlin eingesprungen war, informiert und interessiert wie selten ein Kulturpolitiker.

Was weiß man schon von Kultur aus Ouagadoudou? Dass dort jedes Jahr ein Filmfestival stattfindet; mehr meistens nicht. Deshalb ist es angebracht, einmal über die Basis zu informieren: Dank ihrer gezielten Förderung von Mädchen ist die Regierung von Burkina Faso ihrem Plan, bis 2005 ebenso viele Mädchen wie Jungen in den Grundschulen zu haben, ein gutes Stück näher gekommen. Das UN-Kinderhilfswerk (Unicef) unterstützt die ehrgeizige Bildungsinitiative. Hintergrund der mangelnden Bildungschancen sind die große Armut vieler Familien und eine Tradition, die selbst kleinen Mädchen die Hausarbeit aufbürdet. In städtischen Gebieten ist die Chance eines Mädchens, eine Schule zu besuchen, viermal geringer als die eines Jungen. Im gesamten Land gingen im vergangenen Jahr nur 56 Prozent der Kinder im Schulalter zur Schule. Seit dem vergangenen Jahr holen die Mädchen auf. 127.000 Mädchen wurden eingeschult, ein Jahr zuvor waren es erst 89.981. Das ist eine Steigerung um 38 Prozent.

Kulturjournalisten leiden bisweilen unter der Ahnung, dass die Leser ihre Seiten nicht so fiebrig aufschlagen wie die Sportseiten. Ob ihnen da das Kulturprogramm ein Trost sein wird, das Bundesinnenminister Otto Schily gestern in Berlin vorstellte? Die Eröffnungsfeier der Fußball-WM in Deutschland soll im Juni 2006 „das Crescendo und Finale furioso“ eines zweijährigen Kulturprogramms werden, meinte Schily. Franz Beckenbauer als Chef des WM-Organisationskomitees sagte, ein Motto für das Turnier sei von Anfang an die Verbindung zwischen Sport und Kultur gewesen. Beckenbauer: „Fußball ist weltweit ein kulturelles Ereignis.“ Zu den Attraktionen gehört unter dem Titel „Weltsprache Fußball“ eine Ausstellung des Goethe-Instituts in 127 Ländern und ein Projekt der nächsten „Berlinale“-Filmfestspiele mit dem Kurzfilmwettbewerb „Fußball und Kultur“. Was sich außer Fußball sonst in dem Kulturprogramm verbirgt, ist bisher noch nicht bekannt.