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Archiv-Artikel

Müllkippe Meer?

Nächste Woche verhandeln internationale Kommissionen in Bremen über den Schutz von Nord- und Ostsee

Von jox

taz ■ Die Fragen sind alles andere als neu: Was für Folgen hat die Fischerei für die Artenvielfalt? Welche Auswirkungen hat die Schifffahrt auf die Meeresumwelt? Und gelingt es überhaupt, die Meere als Lebensraum zu erhalten – oder verkommen sie zur Müllkippe der Anrainerstaaten? Kommende Woche brüten die beiden internationalen Kommissionen zum Schutz der Ostsee (HELCOM) und zum Schutz von Nordsee und Nordostatlantik (OSPAR) wieder einmal über der Meeresökologie – dieses Mal trifft man sich in Bremen. Am Mittwoch werden die Umweltminister aus 15 europäischen Staaten einfliegen und die entscheidenden Chefgespräche führen. Gastgeber der Konferenz ist Bundesumweltminister Jürgen Trittin. Neben den Anrainerstaaten des Nordostatlantiks und der Ostsee werden auch prominente Vertreter von EU und UNO anwesend sein. Nichtregierungsorganisationen wie Greenpeace oder der WWF haben Beobachterstatus.

Der derzeitige Status quo der Meeresumwelt, so heißt es im Bundesumweltministerium, werde bestimmt von Überfischung, Abnahme der Biodiversität, Belastung durch Chemikalien und durch die Schifffahrt. Aufgabe der Konferenz sei es deshalb, darauf einzuwirken, dass die EU-Fischerei- und Landwirtschaftspolitik „eine klare Orientierung hin zum Schutz des Meeresökosystems“ erfahre. Außerdem versuchten die Minister, sich auf konkrete Maßnahmen gegen landwirtschaftliche Nährstoffeinleitungen ins Meer zu verständigen.

Für Greenpeace zählen vor allem die Offshore-Windparks und der Atommüll zu den heiklen Themen des Ministertreffens. Da es sich bei den potenziellen Standorten für Windparks oft um ökologisch wertvolle und sensible Küstenregionen handele, müsse sorgfältig abgewogen werden, wie der Ausbau der Offshore-Windenergie umweltverträglich erfolgen kann. Greenpeace fordert deshalb, internationale ökologische Kriterien für den Betrieb von Windanlagen zu verabschieden. Zudem müsse die Einleitung von flüssigem radioaktiven Müll aus den Wiederaufbereitungsanlagen La Hague und Sellafield endlich beendet werden. Obwohl die OSPAR bei einem Treffen im Jahr 1998 einstimmig und für alle verbindlich vereinbart hatte, die radioaktiven Einleitungen ins Meer „erheblich“ zu senken, sind sie seitdem noch weiter angestiegen.

Der WWF erwartet sich von der Konferenz unter anderem, dass die gesamte Ostsee als „besonders empfindliches Meeresschutzgebiet“ deklariert wird. Damit würden auch für den Schiffsverkehr erhöhte Sicherheitsmaßstäbe gelten. jox