: Turmbau zu Podewil
Mat Hand will bei dem Kunst- und Performancereigen „Reich & berühmt“ in der Klosterstraße hoch hinaus. Mit Würfelzucker
Erinnert sich da draußen noch jemand an Jacques-Yves Cousteau? Der Mann, der tief nach unten wollte und die Tiefsee ausforschte. Sein Name funkelt nurmehr matt, aber wie hell glänzen die Namen der Brüder Montgolfiere, von Lilienthal. Von den Menschen, die hinaufwollten, sich erheben. Es ein wenig luftig um sich haben. Oben, das hat einen anderen Klang als Unten. Einen besseren. Danach strebt der Mensch. Wer tiefe Löcher buddeln will, wird belächelt. Wer Türme baut, dem zollt man Respekt. Aber lassen wir das mal mit dem Widerspruch zwischen dem „In die Erde eingehen“ und „Der Erdschwere entfliehen“ und schauen lieber einmal die Herren auf dem Bild nebenan an, wie sie den Blick knapp über der Tischoberfläche schweifen lassen. Noch die tiefer gelegte Perspektive, sozusagen – doch bald schon wird der Blick in die Höhe gehen, denn um nichts weniger als einen neuen Weltrekordversuch geht es hier: Mat Hand will mit dem Ausgangsmaterial, wie es in dem kleinen Rundbild zu sehen ist (also Würfelzucker), beim Turmbauen so hoch hinaus, wie es eben zu schaffen ist. Ort des fabulösen Vorhabens ist das Podewil, und dabei darf man das Projekt von Mat Hand (der auch 133 Trauben in drei Minuten vertilgen kann, mit Stäbchen) als Versuchsanordnung betrachten, bei der auch Durchhaltevermögen und Konkurrenzdenken reflektiert werden. Um es ein wenig besser mit dem „Reich & berühmt“-Reigen zu vertäuen, bei dem an diesem Mittwoch unter anderem noch das interaktiv dokumentarische „LoveStoryProject“ von Florian Thalhofer und Mahmoud Hamdy zu sehen ist und Gudrun Widlok ihr mobiles Büro „Adopted“ geöffnet hat, das Pateneltern in Afrika, Asien und Südamerika vermittelt.
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