: Praxis ohne Filter
Die Hanse Law School, ein Gemeinschaftsprojekt der Unis Groningen, Bremen und Oldenburg, will Juristen von internationalem Format ausbilden. Ein Praxisbeirat sorgt jetzt für die nötige Lebensnähe
taz ■ Die kurze Historie der Hanse Law School liest sich bereits als Geschichte eines Erfolgsrezepts. Schon als im Wintersemester 2002/2003 der Startschuss fiel, rissen sich rund 150 Bewerber um die 50 vorhandenen Studienplätze. Inzwischen, so Hagen Lichtenberg, Lehrender für Europarecht und europäisches Arbeitsrecht, liege die Zahl der Anwärter auf eine Ausbildung im Gemeinschaftsunternehmen der Rijksuniversität Groningen und der Unis in Bremen und Oldenburg gar sechs mal so hoch. Daran konnten auch ein NC von immerhin 1,8, erforderliche Sprachnachweise und die Verpflichtung zu mindestens einem Auslandssemester nichts ändern.
Was an der Idee eines grenzüberschreitenden Bachelor-Master-Studiengangs so anziehend ist, beginnt man zu ahnen, wenn sich Hartwin Kramer, der Präsident des Oberlandesgerichts Oldenburg über die Reformunfähigkeit der deutschen Juristerei auslässt. „ Eine Veränderung von innen heraus ist so gut wie unmöglich“, konstatiert er. Die Alternative: Gegenangebote zur traditionellen Ausbildung und Einrichtungen wie die Hanse Law School, in deren Praxisbeirat Kramer seit Januar sitzt.
Das Gremium soll den osmotischen Austausch zwischen Theorie und Praxis, zwischen Hochschule, Unternehmen und Kanzleien gewährleisten. „Die Studierenden müssen ungefilterte praktische Erfahrungen machen können“, erklärt Lichtenberg. Im Austausch sollen die Beiratsmitglieder über konzeptionelle und organisatorische Fragen mitreden können. Das ist durchaus ein attraktives Angebot: Bernd Seifert von der Oldenburgischen Industrie- und Handelskammer moniert beispielsweise die schlechten Kenntnisse vieler Juristen in europäischen Belangen. Von den Absolventen der Hanse Law School erhofft er sich eine zukunftsorientiertere Ausbildung, die dem zunehmenden Bedarf von Unternehmen an Kennern internationaler Belange decken kann. Tatsächlich machen sich die Studis dort sowohl mit dem deutschen als auch mit dem niederländischen Recht vertraut.
In Bremen soll das Modell der Hanse Law School bald Schule machen. Zumindest, wenn es nach Peter H. Richter geht, dem Konrektor der Uni Bremen. Der schwärmt, hier schreite man anderen Fachbereichen als leuchtendes Beispiel auf einem Weg voran, dem diese folgen sollten. Jetzt müssten nur noch die Länder den Weg für die tatsächliche Anerkennung der Bachelor-Master-Studiengänge frei machen. Hagen Lichtenberg: „Es wird Zeit, dass die Vereinbarungen von Bologna endlich in die Tat umgesetzt werden.“ Die Hanse Law School jedenfalls ist bereits eifrig dabei. Christoph Kutzer