Slowenien: nicht zu verwechseln mit der Slowakei

Slowenen erzählen ihren ausländischen Besuchern gern eine Anekdote: Kurz nach seinem Amtsantritt traf US-Präsident Bush den slowenischen Premier. Anschließend erklärte Bush vor der Presse, er sei überzeugt, „dass dieser Mann die Slowakei in eine gute Zukunft führen wird“.

Wer jetzt lachend „typisch Bush!“ ruft, der macht sich keine Freunde. Nicht in Slowenien. In Slowenien findet man die Verwechslung nicht komisch. In Slowenien fühlt man sich verkannt.

Viele der zwei Millionen Einwohner sind enttäuscht, dass ihr Land, das so groß ist wie Hessen, trotz seiner Erfolge nicht die Anerkennung erfährt, die ihm gebühren müsste. Einem Land, das zu den EU-Nettozahlern gehören wird und es nicht erst seit seiner Unabhängigkeit vor 13 Jahren zu etwas gebracht hat.

Schon zu Titos Zeiten galt die Teilrepublik als „Bank und Gehirn“ Jugoslawiens, mit ihrer hoch entwickelten Industrie, ihren Finanzmärkten, ihrem Gesundheitssystem. Nach dem Zerfall des sozialistischen Jugoslawien ging die Regierung in Ljubljana eigenwillige Wege: Die Staatsbetriebe wurden so behutsam privatisiert, dass die Belegschaften mit ihren Aktienanteilen nach wie vor entscheidend mitbestimmen. Wirtschaftszweige wie die chemische Produktion, der Maschinenbau und auch der Tourismus florieren. Slowenien ist eines der wenigen europäischen Länder, in dem man in einer Stunde von den Alpen ans Mittelmeer fahren kann.

Die Slowenen lebten westliche Kultur bereits, als der Eiserne Vorhang noch existierte. Für die meisten sind Urlaube im benachbarten Österreich oder Einkaufsfahrten ins angrenzende Italien seit Jahrzehnten Normalität, weswegen der EU-Beitritt vielen wie etwas Überfälliges vorkommt. HH