: Eskalation im Irak
US-Soldaten erschießen Demonstranten, Unbekannte töten drei US-Soldaten. Fahndungserfolg: Privatsekretär Saddam Husseins gefasst
BAGDAD dpa/afp/rtr/ap ■ Die US-Armee hat gestern in Bagdad bei einer Demonstration früherer irakischer Offiziere mindestens zwei Demonstranten erschossen. Die US-Soldaten hätten auf die Demonstranten geschossen, nachdem diese mit Steinen geworfen hätten, erklärte ein Sprecher. Nach CNN-Angaben haben die US-Truppen auch den Sekretär des entmachteten Staatschefs Saddam Hussein gefasst. Abid Hamid Mahmud stehe auf der Liste der meistgesuchten Iraker an vierter Stelle. Nach Saddam Hussein und seinen zwei Söhnen galt Mahmud als der wichtigste Mann im Land.
Bei neuen gegen die US-Besatzer gerichteten Anschlägen sind gestern drei Soldaten getötet worden. Zwei der Opfer bewachten eine Tankstelle im Süden Bagdads, als sie von einer Handgranate beworfen wurden. Ein weiterer US-Soldat wurde im Zentrum der Stadt angegriffen und tödlich verwundet. Eine bislang unbekannte irakische Widerstandsgruppe hat sich zu den Anschlägen der vergangenen Tage bekannt. „Die Brigaden des irakischen Widerstands erklären sich verantwortlich für alle Vergeltungs- und Kampfoperationen gegen die Besatzungstruppen“, erklärte die Gruppe in einem im Satellitenfernsehen gezeigten Brief. Die Gruppe distanzierte sich ausdrücklich vom entmachteten Staatschef Saddam Hussein: Dieser „und seine Anhänger“ seien „Feinde“, die den Verlust des Vaterlandes zu verantworten hätten.
Die US-Verwaltung im Irak hat die Bildung eines Sondergerichts angekündigt, das Straftaten militanter Anhänger des gestürzten Präsidenten Saddam Hussein gegen die Besatzungstruppen verfolgen soll. Der neue Zentrale Strafgerichtshof solle Verfahren insbesondere gegen Mitglieder von Saddams Baath-Partei führen, „die möglicherweise Verbrechen gegen die Koalition verübt haben und versuchen, die Lage zu destabilisieren“, sagte Paul Bremer von der US-Verwaltung.
In Großbritannien ist unterdessen Premierminister Tony Blair nach neuen Vorwürfen zum Kriegskurs der Regierung gestern weiter in die Offensive gegangen. Er habe nie behauptet, dass ein irakischer Angriff auf Großbritannien bevorstehe, sagte Blair. Aber Saddam Hussein sei durchaus eine Bedrohung für die Region und die Welt gewesen, verteidigte er seine Entscheidung, an der Seite der USA in den Krieg zu ziehen. Rückendeckung erhielt Blair von Verteidigungsminister Geoffrey Hoon, Innenminister David Blunkett und Außenminister Jack Straw. Sie nahmen Blair gegen Vorwürfe in Schutz.