Elke Moltrecht, musikkuratorin : Die Mischung macht’s
Wer weit vorne landen möchte, muss ein paar Schritte zurück, Anlauf nehmen. Nicht nur beim Springen. Elke Moltrecht ist seit kurzem Geschäftsführerin des Netzwerks „Musik 21 Niedersachsen“ zur Förderung Neuer Musik. Und sagt, was ihr die Arbeit am meisten erleichtere, sei die Kenntnis der Alten Musik.
Nach ihrer Schulzeit arbeitete sie in einem klassischen Leipziger Musikverlag. Es folgten zwei Jahre als Volontärin im Leipziger Bachhaus, danach die Gründung des Heinrich-Schütz-Hauses in Köstritz, zur Erforschung vom Leben und Werk des frühbarocken Komponisten. Das später doch noch aufgenommene Studium der Musikwissenschaft in Ost-Berlin beschloss sie mit einer Arbeit über Doppelmotetten aus dem 13. Jahrhundert im Bamberger Codex. Alte Schule halt. Natürlich auch im Studium. Obwohl sie kein Instrument studierte, sondern Wissenschaft, stand die ersten zwei Jahre Klavierspiel auf dem Lehrplan.
Neuere Musik tröpfelte nur in schwachen Dosen in ihr Leben. Der schulische Musikunterricht hörte bei Schostakovitch auf, im Elternhaus lief bisweilen Jazz. Die große Begegnung mit Neuer Musik erfolgte in den 80er Jahren im kleinen Städtchen Gera. In den dortigen Ferienkursen kamen alle zusammen, die sich für Neue Musik interessierten, „ein kleines Darmstadt“, sagt Moltrecht.
Die Wende 1989 erinnert sie als „große Erleichterung“. Mit Begeisterung spricht sie davon, wie sie als Musikkuratorin des Podewil, eines Berliner Zentrums für zeitgenössische Künste, die neue Musik aus dem Westen aufgesogen hat. Die klassische Avantgarde, aber auch Bands wie Jefferson Airplane, Musiker wie Frank Zappa, bis hin zur Elektroszene.
Nun soll sie helfen, die Neue Musik in Niedersachsen besser zu verankern. Dazu stehen Konzertreihen, die Vergabe von Auftragswerken, Musikvermittlung und ein jährliches Festival auf dem von der Bundeskulturstiftung geförderten Vierjahresplan.
Dass die Neue Musik ein elitäres Produkt sei, bestreitet Moltrecht vehement: Es komme darauf an, wie man sie verpacke. „Bringen Sie Stockhausen oder Boulez in Zusammenhang mit Club-Musik – schon haben Sie eine Brücke gebaut.“ MAP
Fotohinweis:ELKE MOLTRECHT, 46, fördert als Gechäftsführerin des Netzwerks „Musik 21 Niedersachsen“ die Neue Musik. FOTO: PRIVAT