: Junge CDU-Wilde in Verantwortung
Der Bremerhavener Thomas Röwekamp ist als Innen- und Sportsenator nominiert, Jens Eckhoff für das Bau- und Umweltressort, Jörg Kastendiek soll Fraktionschef werden. CDU sieht SPD für „die Selbständigkeit Bremens“ verantwortlich
Die CDU startet mit drei „jungen Wilden“ in die neue Legislaturperiode. Der Bremerhavener Thomas Röwekamp (36) folgt Kuno Böse als neuer Innen- und Sportsenator. Der bisherige CDU-Fraktionschef Jens Eckhoff (37) übernimmt das Amt von Bau- und Umweltsenatorin Christine Wischer (SPD). Auf Eckhoffs Fraktionsposten rückt der hafenpolitische Sprecher der CDU, Jörg Kastendiek (38). Wirtschafts- und Kultursenator wird, wie bereits gemeldet, der bisherige Finanzsenator Hartmut Perschau (61), der auch stellvertretender Regierungschef bleibt. Die Staatsräte sollen erst noch ernannt werden.
Neben den Posten-Nominierungen habe der CDU-Vorstand gestern früh auch das Koalitionspapier mit der SPD „einstimmig“ abgesegnet, sagte Landeschef Bernd Neumann. Natürlich hätten sich „nicht alle Blütenträume erfüllt“. Dennoch seien die Vorständler in „höchstem Maße zufrieden mit dem Erreichten“ gewesen.
Die drei CDU-Senatoren verkörperten „eine ausgezeichnete Mischung aus Dynamik, Jugend und Erfahrung“, lobte Neumann. Eigentlich hätte der Bremerhavener CDU-Rechtsaußen Michael Teiser ja „bestens“ als Innensenator gepasst. Der hatte Neumann jedoch gestern früh einen Korb gegeben: Teiser ist im März zum Bürgermeister in Bremerhaven gewählt worden. Es wäre „problematisch“ für ihn gewesen, dort jetzt die „Flagge zu streichen“, sagte Neumann. Röwekamp, bislang justizpolitischer Sprecher der CDU, sei jedoch „eine ausgezeichnete Alternative – nicht nur, weil er aus Bremerhaven kommt“. Zur Zeit stellt die Stadt keinen Senator. Der Rechtsanwalt sei ein „versierter junger Mann“, sagte Neumann. Außerdem habe er eine „prima Vita“.
Mit Jens Eckhoff als Umweltsenator trete die CDU „in den politischen Wettstreit mit den Grünen ein“, so Neumann weiter. Eckhoff sei jemand, „der Lust hat zum Detail, der Lust hat auf Projekte“.
Als Finanzsenator hatte die CDU zunächst ihren finanzpolitischen Sprecher Wolfgang Schrörs in petto gehabt. Dann habe man jedoch letztlich auf das Amt zugunsten des „gestaltenden“ Bauressorts verzichtet, erklärte Neumann. Jetzt müsse der neue Finanzsenator – die SPD dürfte heute den Bremerhavener parteilosen Unternehmer Ulrich Nussbaum präsentieren – im Gespann mit Bürgermeister Henning Scherf (SPD) erreichen, dass der Bund Bremen finanziell weiter unter die Arme greift. Es sei „unverzichtbar“ für Bremen, dass Gerhard Schröder (SPD) den Kanzlerbrief einlöse – die angebliche Zusicherung des Bundes, durch die Steuerreform entstandene Einnahmeausfälle auszugleichen. Der Brief sei der „Eckpfeiler der Existenzsicherung“ ab 2005. Die SPD sei damit in den nächsten vier Jahren allein „für die Fortsetzung der Selbständigkeit Bremens“ verantwortlich, sagte Neumann.
Die Nominierung des „Spitzenkandidaten“ Perschau als Nachfolger von Josef Hattig sei ein „Signal an die Wirtschaft“, sagte Neumann. Perschau, der schon von 1995 bis 1997 Wirtschaftssenator war, kehre „in den Bereich zurück, den er liebt“. Auch der neue Fraktionschef Kastendiek wurde von Neumann gehätschelt: „Das ist ein sehr fleißiger Mann aus Bremen Nord.“
Die oppositionellen Grünen freuen sich offensichtlich schon auf die Auseinandesetzung mit den neuen CDU-Chefs: „Alles wie gehabt – es bleibt bei einer Herrenriege“, sagte Doris Hoch, frauenpolitische Sprecherin. Im Wahlkampf habe sich die CDU „mit ihren ‚starken Frauen‘ als Plakatmotiv geschmückt.“ Die Damen seien jedoch „offensichtlich gut genug fürs Repräsentieren, nicht fürs Regieren“.
Kai Schöneberg