: Milchbuben und Väterchen
betr.: „Das ist dann nicht mehr dein Problem“, Interview mit Willi Hemetsberger, taz zwei vom 2. 1. 09
Es ist gerade mal zwei Wochen her, da Bettina Gaus in der taz zutreffende Gedanken über die Omisierung älterer Frauen in den Medien veröffentlicht hat. Sie weist (nicht als Erste) darauf hin, dass Frauen ab einem bestimmten Alter im öffentlichen Raum nur noch als Oma benannt werden. In der taz vom 2. 1. 09 lese ich ein interessantes Interview von Robert Misik zum Thema Investmentbanking. Der Artikel ist mit einem großformartigen Foto versehen: Mann Anfang 50 und Frau Ende 70. Sie hat eine geöffnete Handtasche voller Dollarnoten dabei. Bildunterzeile: „Was Mütterchen nicht weiß: ‚Wenn man im Bankensystem 100 Euro reinträgt, dann verborgen die viel mehr als 100 Euro.‘“ Hier werden gleich zwei Klischees bedient: Die ahnungslose, finanzunkundige Frau (kennen wir aus der „Milchmädchenrechnung“!) Und die Benennung der älteren Frau als Mütterchen. Abgesehen davon, dass auch Millionen Milchbuben und Väterchen dem Banken-Deal aufgesessen sind, wünsche ich mir von der taz mehr Geschlechtersensibilität in Wort- und Bildwahl!
CARONLINA BRAUCKMANN, Köln