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Archiv-Artikel

Militär gegen jedwede Bedrohung

betr.: „Robust wie nie“, „Nicht so viel Ehre für die Piraten“, taz vom 24. 12. 08

Die EU-Mission „Atlanta“ ist gestartet und wir dürfen mitmachen an „robusten“ Militäreinsätzen. Seit 2001 ist die deutsche Marine zwar schon am Horn von Afrika präsent, aber nun hat die UNO den Weg geebnet für ein richtiges militärisches Mandat.

Es hat den Anschein, dass es mehr und mehr zur Normalität wird, auf jedwede Bedrohung mit weit größerer und vor allem militärischer Bedrohung zu antworten. Der herrschende Zeitgeist verbietet offenbar schon die geringsten Bedenken oder jedes Nachfragen nach Ursachen und anderen weniger gefährlichen Möglichkeiten der Begegnung der Piraterie als einer Form der organisierten Kriminalität. Wo ansonsten auf Gipfeln der mächtigsten Staaten dieser Erde gern und viel über Hilfe im Kampf gegen Armut in der Welt gesprochen wird, da wird im Falle der modernen Seeräuberei gar nicht erst nach Hintergründen gefragt. Mit viel und immer mehr Waffen zu Lande, zu Wasser und in der Luft soll mehr Frieden in der Welt geschaffen werden. Wie und woraus sich die Piratengruppierungen rekrutieren, dazu erfahren wir kaum etwas. Welche Wirkungen der aggressive, räuberische Fischfang reichster Nationen in dieser Region hinterlässt und wie er die Armut und das Elend noch vergrößert, dazu erfahren wir nichts. Der Nährboden für Piraterie ist an Land zu suchen. Davon will man nichts hören. Bestehende dramatische Zusammenhänge bleiben ein Tabu. ROLAND WINKLER, Remseck