Dortmunder Kessel
: Auf dem rechten Auge blind

Dass die Vertreter der Staatsmacht auf dem rechten Auge blind sind, kann jeder verstehen, denn wenn sich Bürger unter Recht und Ordnung ducken, fällt die Arbeit leichter oder am liebsten ganz weg. Dass sich die Polizisten beim Dortmunder Kessel damals wie Clint Eastwood als Dirty Harry gefühlt haben müssen, ist angesichts der 400 Jugendlichen und Kindern, die sie brutal inhaftiert haben, auch durchaus nachzuvollziehen. So wirklich waren diese jungen Demonstranten gegen militante Neo-Nazis ja auch keine Gegner. Von den Braunen ließ man vorsichtshalber die Finger.

Kommentar vonPETER ORTMANN

Für dieses rechtswidrige Vorgehen eine Entschädigung vom Land zu erhalten, mag den einen befrieden, vom nordrhein-westfälischen Innenminister Fritz Behrens eine Entschuldigung zu erhalten, die anderen beglücken. Letzten Endes ist das bedeutungslos. Das einzige was zählt, ist die Erkenntnis aller Betroffenen – Opfer, wie Erziehungsberechtigte – dass in diesem Land die ehemaligen grundgesetzlichen Werte lässig aus den Angeln gehoben werden können, wenn die Staatsmacht dazu Lust hat und dass es sich nur Begüterte leisten können, dagegen zu klagen. Insofern ist die Erklärung von Innenministeriums-Sprecher Ulrich Rungwerth, die Aktion sei polizeitaktisch in Ordnung gewesen, eine Kampfansage. Es wird Zeit, die grundgesetzwidrigen Versuche der Innenminister, Bürgerrechte immer weiter zu beschneiden, zu beenden.