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Archiv-Artikel

Eine Wende im Walschutz

betr.: „Kein Fortschritt beimWalschutz“ (Walfang-Konferenzen), Kommentar von Nick Reimer, taz vom 20. 6. 03

Ihr Vergleich der (erschreckend) hohen Zahlen der Todesfälle bei Walen und Delfinen durch den Beifang in der Fischerei mit dem direkten Walfang ist eine Milchmädchenrechnung. Die Arten, die als Beifang elendig in den Netzen der Fischfangflotten zugrunde gehen, sind größtenteils nicht mit den Arten identisch, auf die Japan, Norwegen & Co. ihre Harpunen richten:

Gerade die kleineren Arten, vor allem Delfine und Kleinwale wie die Schweinswale, werden zu zehntausenden Opfer der Fischerei. Dagegen richten sich die Harpunen auf die größeren Walarten. So jagt zum Beispiel Japan neben den Mink-, Bryde- und Pottwalen seit kurzem auch die hochbedrohten Seiwale, die über 20 Meter werden können.

Auch Island zielt vor allem auf die riesigen Sei- und Finnwale (Letztere sind nach dem Blauwal die größte Tierart) ab. Insofern ist die Schlussfolgerung, man könne die Zahlen des Beifangs mit denen des Walfangs gegeneinander aufrechnen, nicht zulässig.

Das Massensterben von Walen und Delfinen in den Fischernetzen lässt sich nur durch umfangreiche Reformen in der kommerziellen Fischerei bekämpfen, die IWC kann hierbei nur eine beratende Unterstützungsfunktion einnehmen, aber keine bindenden Entscheidungen treffen! Es ist ein wirklicher Fortschritt, dass die IWC durch die Verabschiedung der „Berlin-Initiative“ sich zukünftig auch stärker der Beifangproblematik, dem Schutz der Kleinwale und Delfine und den Auswirkungen der Umweltzerstörung widmen will. Dies bedeutet aber die Berücksichtigung einer zusätzlichen Gefährdung für Meeressäuger, nicht eine schwächere Wahrnehmung der Bedrohung durch den Walfang.

Vor diesem Hintergrund sehen wir die Berliner IWC-Konferenz als eine Wende im Walschutz – im Gegensatz zu Herrn Reimer.

SANDRA ALTHERR, Pro Wildlife, München