: Banker und Medien spielen „stille Post“
Das Schweigen der Deutschen Bank zur Postbank gibt neuen Spekulationen Raum. Ein Börsengang ist noch geplant
FRANKFURT/BERLIN taz ■ Die Deutsche Bank hat der Post AG noch kein Übernahmeangebot für die Postbank gemacht. Zwar hat der erweiterte Vorstand am späten Dienstag über das Thema beraten, aber keine Entscheidung bekannt gegeben. Hintergrund sollen unterschiedliche Vorstellungen über den Wert der Postbank sein. Die Deutsche Bank habe sechs Milliarden Euro zahlen wollen, hieß es aus Unternehmerkreisen, das sei der Post zu wenig gewesen.
Das Schweigen gibt Raum für neue Spekulationen. In Finanzkreisen wird davon ausgegangen, dass das größte deutsche Kreditinstitut die Postbank als Konsortialführer wie geplant am 21. Juni an die Börse begleiten will. Doch das bedeutet nicht das Ende der Übernahmefantasien.
So könnte die Deutsche Bank die nicht an die Börse gebrachten Anteile der Post übernehmen, berichtet die Wirtschaftswoche. Weitere Aktienpakete könnten ab dem ersten Handelstag an der Börse erworben werden.
Allerdings wird weiterhin nicht ausgeschlossen, dass der Gang auf das Parkett abgesagt wird. Dann stünden Presseberichten zufolge auch die anderen privaten Großbanken in Deutschland für ein Angebot bereit. Die Bundesregierung, die direkt und über die Kreditanstalt für Wiederaufbau gut 62 Prozent an der Deutschen Post hält, soll dabei einen Zusammenschluss von Hypo-Vereinsbank, Commerzbank und der Postbank favorisieren.
Offiziell erklärte die Regierung aber, dass sie weiter von einem Börsengang der Postbank am 21. Juni ausgehe. „Uns sind keine offiziellen Verkaufsabsichten bekannt“, sagte ein Sprecher des Finanzministeriums.
Auch die Zukunft des Vorstandsvorsitzenden der Deutschen Bank, Josef Ackermann, gab Anlass zu Spekulationen. Nach einem Bericht der Süddeutschen Zeitung sucht der Aufsichtsrat bereits einen Nachfolger für den Schweizer. Dieser hatte sich lange Zeit gegen den Kauf der Postbank ausgesprochen und war damit auf Konfrontationskurs zum Aufsichtsratsvorsitzenden Rolf Breuer gegangen. Als mögliche Kandidaten für die Nachfolge Ackermanns wurden der Chef der West-LB, Thomas Fischer, und das frühere Vorstandsmitglied Ulrich Cartellieri genannt. Fischer habe aber bereits abgelehnt. Die Deutsche Bank dementierte diese Berichte. STEP