taz-serie: „ware umwelt“, teil 4
: Cash bei Regensommer

Wetten auf das Wetter

Ein verregneter Sommer? Für einen Getränkehersteller kann das bitter werden: weniger Hitze, weniger Durst, weniger Geld in seiner Kasse. Abhilfe schafft hier ein Wetter-Derivat. Liegen die Temperaturen unter einem zuvor vereinbarten Mindestwert, bekommt dessen Inhaber Schadensersatz ausgezahlt. Die Bank oder Versicherung, die das Risiko trägt, kassiert dafür eine Prämie – wetterunabhängig.

Im Idealfall schließt sich der Getränkehersteller aber mit einem Reiseveranstalter zusammen. Der nämlich fürchtet nichts mehr als Sonne satt, weil dann alle zu Hause Urlaub machen. Beide Unternehmen könnten sich also gegenseitig gegen wetterbedingte Umsatzeinbußen absichern. Das Problem liegt nur darin, den passenden Partner zu finden.

Weltweit wurden schon 2001 knapp 4.000 Wetter-Derivate im Wert von annähernd 4,5 Milliarden US-Dollar verkauft, der Großteil davon in den USA. Und der Markt wächst. Was liegt da näher, als die Derivate auch an der Börse zu handeln? Einen derartigen Versuch hat etwa die Londoner Börse Ende 2001 gestartet. Drei Wetter-Indizes bilden für Paris, London und Berlin die Durchschnittstemperaturen im Verlauf eines Monats nach, jedes Grad bringt dem Inhaber eines entsprechenden Papiers 3.000 Euro mehr ein. Die Nachfrage nach solch standardisierten Wetter-Derivaten ist allerdings so gering, dass de facto kein Börsenhandel stattfindet.

Anders in den USA. An der Chicagoer Börse etwa kann tatsächlich spekuliert werden, ob die Temperaturen in verschiedenen amerikanischen Städten unter- oder oberhalb des Durchschnittswertes liegen. Interessant ist die naturverbundene Anlageoption vor allem deshalb, weil sie völlig konjunkturunabhängig ist. Lahmt die Weltwirtschaft, sind die Wetter-Derivate davon nicht betroffen – ein Stabilitätsfaktor im Portfolio. Einen reinen Wetterfonds aber gibt es Branchenkennern zufolge noch nicht. ARMIN SIMON

„Ware Umwelt“: Serie zum Kongress McPlanet.com von BUND, Greenpeace und Attac am Wochenende in Berlin (www.McPlanet.com). Morgen: Gerhard Dilger über Heilkräuterhandel