WOCHENÜBERSICHT: KINDERHORT: Winkelmaiers suchen nach den schönsten Spielsachen
Ach, Kinder. Hat man welche, versteht man zweifellos dieses Ach. Hat das eigen Fleisch und Blut doch die Eigenschaft, sowohl Freude als auch Plage sein zu können, und das mitunter auch noch gleichzeitig.
So ist „ein Sonntag im Bett“ zwar „gemütlich und nett“. Aber weil nur wenige Kinder alt genug sind, diesen Schlager zu kennen von Wencke Myhre (die übrigens auch mal für Deutschland ins Rennen ging, beim Grand Prix Eurovision, damals, 1968), muss man hoffen, dass sie zumindest so erwachsen sind, selbst was wegschlafen zu müssen. So weit kommt’s, versprochen, aber bis es so weit ist, muss man dann wohl den Schlager – wie es einem Vertreter seines Genres gebührt – zum leeren Versprechen degradieren und wider Willen kindgerechte Aktivitäten entwickeln: Das erklärt übrigens auch, warum sonntägliche Vormittagskultur sich, während nach oben keine Grenzen gesetzt sind, auf einem grob geschätzten durchschnittlichen Mindestalter von circa 3,8 Jahren einpendelt.
Oder ist vorstellbar, dass man Kinder mit zweistelligem Alter dazu bringen könnte, am Sonntag um 10 Uhr morgens im Ratz-Fatz in Niederschöneweide auf der Matte zu stehen, um dort die hauseigene Kindertheatergruppe mit „Es war dreimal“ zu begutachten? Oder nur eine Stunde später, um 11 Uhr, im Prenzlkasper im Prenzlauer Berg Friedhart Faltin aus Halle an der Saale zu bestaunen, wie der „Kasper und die Hexenmühle“ zur Aufführung bringt? Die tief hängenden Lieder und säuerlichen Gesichtsausdrücke der anwesenden Leidensgenossen sollte man übrigens als Teil der Inszenierung betrachten. Und sich schon vorsorglich freuen, mal alt und schlaflos zu werden und den frisch ausgezogenen Nachwuchs sonntagsmorgens aus dem Partyverdauungsschlaf zu klingeln. Gehört doch mit dazu zum Generationenvertrag.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen