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Archiv-Artikel

US-General nickt Folter ab

Misshandlung von Gefangenen durch Anweisung des US-Oberbefehlshabers in Irak gedeckt. Schlafentzug und Isolationshaft erlaubt. Wolfowitz räumt Verstoß gegen Genfer Konventionen ein

WASHINGTON/BAGDAD dpa/ap Nach Ansicht mehrerer demokratischer Senatoren werden die Foltermethoden der US-Streitkräfte in irakischen Gefängnissen durch eine schriftliche Anweisung gedeckt, die der Oberbefehlshaber der Besatzungstruppen in Irak, Generalleutnant Ricardo Sanchez, erlassen haben soll. Das berichtete gestern die Nachrichtenagentur AP. Dem Streitkräfteausschuss des Senats liegt danach ein Papier mit Empfehlungen für Verhöre vor, das den Einsatz von Hunden, Schlafentzug bis zu 72 Stunden, das Aufrechterhalten einer unangenehmen Position bis zu einer Dauer von 45 Minuten und Isolationshaft bis zu 30 Tagen vorsieht. Entsprechende Maßnahmen dürfen demnach mit schriftlicher Genehmigung eines Generals angewandt werden.

Der stellvertretende US-Verteidigungsminister Paul Wolfowitz räumte erstmals mögliche Verstöße gegen die Genfer Konventionen ein. „Was Sie mir beschreiben, klingt wie eine Verletzung der Genfer Konventionen“, antwortete Wolfowitz dem demokratischen Senator Jack Reed bei einer Kongressanhörung in Washington am Donnerstag (Ortszeit). Wolfowitz bezeichnete es als unmenschlich, dass Gefangenen drei Tage lang der Kopf mit einer Kapuze verhüllt wurde. Nach Wolfowitz' Worten stehen die Misshandlungen von irakischen Häftlingen in Abu Ghraib außerhalb all dessen, was von der US-Militärführung genehmigt worden sei.

Einer der wegen Misshandlungen in Abu Ghraib beschuldigten sieben US-Soldaten will sich schuldig bekennen und gegen seine mutmaßlichen Mittäter aussagen. Jeremy Sivits habe den Ermittlern genau aufgelistet, wie die Gefangenen beispielsweise gedemütigtund durch Schläge bis zur Bewusstlosigkeit misshandelt worden seien, berichtete die Washington Post. Die Beschuldigten werden kommende Woche angeklagt

Das US-Militär hat gestern mehr als 300 Häftlinge aus dem Skandal-Gefängnis Abu Ghraib westlich von Bagdad entlassen. Bereits vor zehn Tagen waren in einer ersten Entlassungswelle 240 Gefangene freigekommen. Insgesamt soll die Häftlingszahl in Abu Ghraib von ursprünglich 3.900 auf etwas mehr als die Hälfte gesenkt werden.