: Schlagwerkzauber
Gamelan: Gongs und Metallophone aus Java bescherten dem Sendesaal Engelsgesang und Bronzegewitter
Als der französische Komponist Claude Debussy auf der Weltausstellung 1889 zum ersten Mal Gamelanmusik hörte, traf sie ihn nicht nur wie einen Schock, sie beeinflusste auch nachhaltig sein Musikdenken und seine Klangerfindung. „Hört man“, sagte er damals, „den Zauber ihres Schlagwerks, so kann man nicht umhin, festzustellen, dass das unsere nichts als ein barbarischer Zirkuslärm ist“. Die BremerInnen haben das Privileg, gelegentlich diese zu allen Lebenssituationen präsente Musik aus Java hören zu können – im Übersee-Museum steht ein wertvolles und umfangreiches Instrumentarium mit Gongs und Metallophonen.
Gespielt wird es von der vor dreizehn Jahren gegründeten Gruppe „Amrum-Sih“ – unvergessen ist das Festival „Klang aus Bronze“, das die Gruppe 1991 organisierte. Nun war im ausverkauften Sendesaal von Radio Bremen „Amrum-Sih“ endlich wieder einmal öffentlich zu hören.
Der Bremer Klarinettist und Komponist Andreas Salm versuchte mit „Sound Colours“ eine Begegnung zwischen javanischem Gamelan und westlichen Instrumenten zu kreieren, das zu weiten Teilen reizvolle Klangeffekte ergab: So der Wechsel von avantgardistischen Streich- und Blastechniken mit den explosiven Bronzeglocken des Gamelanorchesters. Nicht ganz befriedigend in dem einstündigen Experiment war das viel zu lange Auskosten von Ideen auch dann noch, wenn sie längst verbraucht waren.
Auch der Amerikaner Louis Harrison hat sich lebenslang mit Gamelan auseinandergesetzt: Hier erklang ein gefälliges Stück für Tenorsaxophon und Gamelan. Den meisten Eindruck machte die traditionelle javanische Musik: Durch die wattierten Schlägel und Hämmer entsteht durchgehend ein weicher, fast einlullender Klang, mit denen die fast unhörbaren Rhythmus- und Melodiewechsel gestaltet sind. „Mal Engelsgesang, mal Glockengeläut, mal Sturm von Bronzegewitter“: So zu lesen in einem Rotterdamer Bericht 1920 über ein Gamelankonzert und so war es nun im Sendesaal zu erleben. Ute Schalz-Laurenze