: Vorläufig gelöst
Neokatechumenat: Umstrittener katholischer Pfarrer wird versetzt und darf woanders weiter wirken
Nach jahrelangem Streit ist der Pfarrer der Katholischen Gemeinde St. Gabriel in Eidelstedt, Ferdinand Zerhusen, versetzt worden. Nach Darstellung des Hamburger Erzbischofs Werner Thissen geschah dies auf eigenen Wunsch Zerhusens. Thissen teilte das der Gemeinde während eines gemeinsam mit Zerhusen gefeierten Gottesdienstes mit. Der Pfarrer war seit Jahren in der Kritik, weil er der umstrittenen konservativen kirchlichen Strömung des Neokatechumenats anhängt (taz berichtete). Dagegen hatte vor allem der Pfarrgemeinderat als gewähltes Laiengremium der Gemeinde protestiert.
Das Neokatechumenat ist eine Glaubensrichtung, die ihre Anhänger zu striktem Gehorsam gegenüber ihren Glaubenslehrern verpflichtet. Sie treffen sich in kleinen Gruppen, sondern sich weitgehend vom normalen Gemeindeleben ab und müssen sich daher den Vorwurf der „Sektenähnlichkeit“ gefallen lassen. Lust und Sexualität werden, so die reine Lehre, als Sünde abgelehnt. Der Vatikan lässt die Neokatecheten weitgehend gewähren.
Das Verhältnis Zerhusens zu den Gemeindegremien ist seit langem angespannt. So war der Pfarrgemeinderat im Vorjahr wegen des Pfarrers geschlossen zurückgetreten. Gemeinderatsmitglied Christine Peters zeigte sich nach der Entscheidung Thissens, der als Hamburger Oberhirte seit gut vier Monaten im Amt ist, denn auch „erleichtert“. Die Gemeinde könne nun endlich einen Neuanfang machen, hofft Peters. Der Erzbischof habe bei seiner Visite selbst durchblicken lassen, dass St. Gabriel mit Zerhusen „keine Zukunft“ gehabt habe.
Der Ärger um das Neokatechumenat ist damit im Erzbistum aber längst nicht gebannt. Der umstrittene Seelsorger soll künftig in der Altonaer Gemeinde St. Theresien wirken und den dortigen Pastor unterstützen. In St. Theresien ist der Pfarrer Winfried Klöckner tätig – und der gilt ebenfalls seit Jahren als bekennender Neokatechet.
PETER AHRENS