: Letzter Vorhang für das Waldau-Theater
Überraschend verkündet der Insolvenzverwalter das Scheitern seiner Bemühungen: Zwar wäre Bremens Boulevard-Bühne mit weniger Staats-Kohle als bisher ausgekommen, aber der Kultursenator hat in seinem Haushalt die Zuschüsse ganz gestrichen
Bremen taz ■ „In der letzten Woche war ich noch optimistisch“, bekannte Insolvenzverwalter Detlef Stürmann. Doch gestern musste er das Ende der Theaterproduktion im Waldau-Theater verkünden. Am 30. Juni ist Schluss, da der Kultursenator die Förderung gestrichen hat.
Noch im vergangenen Herbst hatte die Kulturbehörde erklärt, an den jährlichen Staats-Zuschüssen von 715.000 Euro läge es nicht, wenn das Theater Konkurs anmelden müsse. Damit müsse das Theater auskommen, was es offenbar nicht schaffe. Dem widersprach der Insolvenzverwalter: Am vergangenen Freitag habe er dem Kultursenator vorgerechnet, dass es nach dem neuen Konzept sogar rund 100.000 Euro weniger sein dürften. Vor allem die hohen Gehälter von Intendant und Geschäftsführer sollten gespart werden. Das Angebot der Kulturbehörde von 400.000 Euro sei zu niedrig, so der Insolvenzverwalter. Nun könne nur noch über „Plan B“ geredet werden, nämlich die Nutzung des Theatergebäudes für Gastspiele. „Dafür muss es erst einmal ein Konzept geben“, dämpft der Sprecher der Kulturbehörde derartige Hoffnungen.
Die 400.000 Euro müssten im nächsten Jahr außerdem aus dem Topf für die Kulturhauptstadt genommen werden, denn in den laufenden Haushaltsberatungen hat das Kulturressort die Gelder, die früher als institutionelle Förderung ins Waldau-Theater geflossen sind, ganz gestrichen. Doch der Hauptstadt-Fonds soll eigentlich besondere Kulturprojekte ermöglichen und ausdrücklich nicht eine gestrichene Förderung ersetzen.
Der Insolvenzverwalter setzt dennoch darauf, dass Plan B in Kraft tritt, das Gebäude als Spielstätte erhalten bleibt. Seine Argumentation: Die Immobilie in Walle könne nur für einen Bühnenbetrieb genutzt werden. Wird sie das nicht und müsste zwangsversteigert werden, dann würden die Gläubiger – Stadt und Sparkasse – deutliche Abstriche von ihren Forderungen machen müssen, was noch teurer werden könnte für die Stadt Bremen.
Kultursenator Hartmut Perschau sagt, er würde das Waldau-Theater sehr gerne erhalten. „Aus dem ohnehin sehr knappen Kulturetat ist eine Fortführung des Waldau-Theaters nicht zu finanzieren.“ Offensichtlich hat seine Behörde nicht damit gerechnet, dass der Insolvenzverwalter ein Fortführungskonzept mit reduzierten Zuschüssen zustande bringen würde. Zu der Frage nach der Schuld am Theater-Konkurs hat der Insolvenzverwalter seine klare Meinung ausgesprochen: Der Aufsichtsratsvorsitzende Ulrich Nölle habe mit der Kulturverwaltung und der zuständigen Kulturmanagement-GmbH (kmb) nicht zusammengearbeitet, der von Nölle eingesetzte Geschäftsführer Axel Schroeder sei „ein Desaster“ gewesen und zwischen dem künstlerischen Leiter Michael Derda und der Belegschaft habe es ein „Zerwürfnis“ gegeben, das der Aufsichtsrat nicht aufgelöst hat. Ein Drittel der Personalkosten schließlich habe sich die Spitze des Theaters – Intendant und Geschäftsführer – genehmigt, meinte der Insolvenzverwalter.
Die 75 Mitarbeiter, fest angestellte und projektweise engagierte, müssten nun entlassen werden, erklärte Stürmann. Und er machte eine schlichte Rechnung auf: Die Differenz zwischen dem, was er für das Fortführungskonzept an Zuschüssen brauche, und der von der Kulturbehörde angebotenen Summe bewege sich etwa in der derselben Höhe wie die Lohnsteuer, die für die 75 Personen an die Staatskasse abgeführt worden sei.
Klaus Wolschner