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Archiv-Artikel

Moessinger und ihr Monsignore

Ausschusschef wüsste gern mehr über „das über das normale Maß hinausgehende Verhältnis“ zwischen Exsenator Strieder und Tempodrom-Gründerin. Die aber schweigt

Die Fragen waren dutzendweise vorbereitet, die Antworten blieben aus. Zwar folgten die Tempodrom-Gründer Irene Moessinger, Norbert Waehl und Arnulf Rating gestern der Ladung vor den Untersuchungsausschuss des Abgeordnetenhauses. Moessinger und Waehl verweigerten jedoch wegen Ermittlungen der Staatsanwaltschaft die Aussage, Rating mochte ohne seinen nicht anwesenden Anwalt nichts sagen. Schade, meinte Ausschusschef Michael Braun (CDU). Er hätte doch unter anderem gern mehr über das, wie er meint, „über das normale Maß hinausgehende persönliche Verhältnis“ zwischen Moessinger und Exsenator Strieder (SPD) gewusst.

Nicht ohne Süffisanz zitierte Braun aus einem Brief, in dem Moessinger Strieder mit „Monsignore“ anredet. Das Schreiben gehört zu dem umfangreichen Material, das der Untersuchungsausschuss gesichtet hat. Moessinger, Waehl und Rating waren als erste Zeugen geladen. Im Juni sollen in zwei Sitzungen unter anderem Strieder, weitere frühere Senatoren und Exregierungschef Eberhard Diepgen aussagen.

Für die SPD-Abgeordnete Dilek Kolat sind Moessinger und Waehl die Hauptverantwortlichen: „Man wollte immer etwas Besseres und Schöneres haben.“ FDP-Mann Christoph Meyer sieht das anders: „Da haben ganz andere im Hintergrund mitgewirkt.“ Er macht die Senatsverwaltung mitverantwortlich.

In einigen wenigen Worten, mit denen sich Waehl gestern doch äußerte, überraschte er: Demnach gab es schon 1991 Umzugspläne für das Tempodrom. Für den Grünen Oliver Schruoffeneger verstärkt das die Frage, ob das Tempodrom vor dem Umzug, noch unterm echten Zeltdach, kostendeckend arbeitete.

Die SPD-Landeszentrale in Wedding bestätigte gestern, dass sie vergangenen Donnerstag Besuch von der Staatsanwaltschaft bekam. Dabei habe es sich aber nicht um eine Durchsuchung gehandelt, sagte Parteisprecher Hannes Hönemann der taz. Die Staatsanwälte hätten vielmehr in einem Gespräch mit Landesgeschäftsführer Ralf Wieland Unterlagen angefordert und auch in Kopie bekommen. Die Staatsanwaltschaft habe erklärt, die Aktion richte sich nicht gegen die SPD, sondern gegen Dritte. STEFAN ALBERTI