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Archiv-Artikel

Bankgesellschaft lobt sich selbst

Der Konzern sieht sich auf erfolgreichem Sanierungskurs, muss aber die Berliner Bank verkaufen. Diese EU-Auflage drückt den Gewinn. Vorstand genehmigt sich mehr Geld

Die Bankgesellschaft Berlin sieht sich auf einem erfolgreichen Sanierungsweg. „Für 2003 haben wir unsere Ziele erfüllt, und zum Teil übererfüllt“, sagte Konzernchef Hans-Jörg Vetter gestern bei der Vorstellung der Jahresbilanz. Die mehrheitlich landeseigene Bankgesellschaft war nach umstrittenen Immobiliengeschäften nur durch Milliardenhilfen des Landes vor dem Konkurs bewahrt worden; die EU-Kommission genehmigte die Hilfen nur unter Auflagen.

Eine dieser – selbst verschuldeten – Auflagen macht der Bank nun auch bilanziell zu schaffen. Zwar hatte die Bank, zu der etwa die kundenreiche Berliner Sparkasse gehört, im vergangenen Jahr im operativen Geschäft erstmals seit drei Jahren wieder einen Gewinn erzielt. Unter dem Strich stehen aber 316 Millionen Euro Verlust. Ein Grund ist die EU-Auflage, die Berliner Bank zu verkaufen, die mit mehr als 1.000 Mitarbeitern und 60 Filialen eine wichtiges Standbein des Gesamtkonzerns ist. Für die – zum Beispiel organisatorischen – Kosten des Verkaufs wurde nun Geld zurückgelegt, was die Bilanz drückt.

Für Bankchef Vetter ist nun die „akute Phase“ der Sanierung beendet. Die Anstrengungen seien aber noch nicht abgeschlossen, ein wichtiger Schritt sei die Ausgliederung der Investitionsbank Berlin. Auch müssten noch rund 800 Stellen eingespart und weitere Personalkosten reduziert werden. Sich selbst genehmigte der Vorstand allerdings einen „Inflationsausgleich“ in Höhe von knapp 7 Prozent. Dieser sei längere Zeit unterblieben, so Vetter.

Mittlerweile scheint sich auch die Höhe der umstrittenen Risikoabschirmung zu konkretisieren, mit der das Land Berlin Altverpflichtungen für die Immobilienfonds der Bank übernommen hatte. Die für das Jahr 2003 im Haushalt veranschlagten 300 Millionen Euro würden wohl nicht fällig werden, so Vetter. Die Höhe kann aber rein buchungstechnisch von Jahr zu Jahr schwanken. Für die nächsten 25 Jahre rechnet Vetter insgesamt mit Verlusten für das Land in Höhe von rund 3,3 Milliarden Euro durch die Risikoabschirmung. Im schlimmsten Fall könnten sie sich auf 6 Milliarden Euro summieren. Gebürgt wird für 21,6 Milliarden Euro.RICHARD ROTHER