Schüsseln, die beim Öffnen rülpsen: „Tupperware“ von Laurie Kahn-Leavitt im Lichtmeß: Der jähe Aufstieg und der tiefe Fall der Brownie Wise
Es gibt Dinge, die sind so normal, dass man nicht mehr über sie nachdenkt. Tupperdosen zum Beispiel. Das seltsam schmatzende Geräusch, das sie von sich geben, wenn man sie öffnet. Tupperdosen sind so schön, wie Dinge aus Plastik überhaupt sein können, aber auch sie waren nicht immer da. Davon, wie es anfing mit den Tupperdosen, handelt Tupperware, der 2003 gedrehte Dokumentarfilm von Laurie Kahn-Leavitt, der am Donnerstag im Lichtmeß läuft.
Bestünde Tupperware nur aus den Eröffnungssequenzen, die eine Art All-American-Küchenballett der 50er und 60er inszenieren, wäre es schon ein toller Film. Werbesendungen und Archivmaterial sind so geschnitten, dass die Tupperware tatsächlich zu tanzen beginnt, dazu lächeln freundliche Hausfrauen in die Kamera.
Doch Tupperware zeigt viel mehr als das. Die Dosen aus Plastik sind nicht nur formschön und zugleich ein Symbol für die Saubermann-Ära der 50er. Für viele Frauen waren sie auch ein Emanzipationsvehikel, denn sie verdienten Geld damit, die Ware auf den berühmten Tupperparties zu verkaufen. In Tupperware werden einige von ihnen interviewt, manchmal sitzen ihre Ehemänner daneben und nicken.
Die Tupperparties waren Teil einer amerikaweiten Bewegung, in denen Frauen ihre bescheidenen Wünsche nach Selbständigkeit zu verwirklichen begannen. Allen voran die oberste Tupper-Verkäuferin Brownie Wise, auf die sich der Film zunehmend konzentriert. Brownie Wise und ihr perfekt sitzendes Lächlen wurden berühmt.
Doch so rasant, wie sie aufgestiegen war, wurde sie später von Tupper-Boss Earl Tupper abserviert. Brownie Wise verschwand in der Versenkung, und bald war der Verkauf von Tupperdosen kein Privileg mehr für Frauen. Ein kleines, absurdes Kapitel der amerikanischen Frauengeschichte war zu Ende. wie
Donnerstag, 20 Uhr, Lichtmeß
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen