: Zeche Walsum macht Ende 2008 dicht
Nach der rot-grünen Einigung zum Abbau der Kohlesubventionen soll das Duisburger Bergwerk früher geschlossen werden als bisher geplant. Jahrelange Proteste gegen Umweltschäden zeigen Wirkung. Gewerkschaft: „Verbohrte Haltung der Grünen“
AUS KÖLN PASCAL BEUCKER
Mit sichtlicher Freude haben die Bündnisgrünen auf die vorzeitige Schließung der Zeche Walsum reagiert. Das sei „ein wichtiger Erfolg für die Sache der Umwelt und die Menschen in der Region“, sagte der stellvertretene Vorsitzende der grünen Bundestagsfraktion, Reinhard Loske, der taz. Erstmals seien damit ökologische und volkswirtschaftliche Kriterien bei einer Zechenschließung berücksichtigt worden. Loskes NRW-Pendant Reiner Priggen bezeichnete die Einigung als „überaus positives“ Signal. „Folgeschäden und das Risiko verheerender Hochwasser in der Region werden so deutlich reduziert“, sagte Priggen.
Am Montagabend hatten sich die Regierungsfraktionen darauf verständigt, dass die Duisburger Zeche „so früh wie möglich geschlossen“ werden soll. Spätestens Ende2008 soll dort keine Kohle mehr gefördert werden. Das Bergwerk in Walsum, in dem zurzeit etwa 3.000 Kumpel beschäftigt sind, besitzt noch eine Betriebsgenehmigung bis zum Jahr 2012. Ursprünglich hatte die Deutsche Steinkohle AG (DSK) hier noch bis 2019 rund 50 Millionen Tonnen Kohle fördern wollen.
Die Zeche ist bei den Anwohnern besonders umstritten, weil hier die Kohle auch unter dem Rhein im so genannten Bruchbau gefördert wird. Dabei werden die entstandenen Gänge und Abbaufelder – teilweise über 1.000 Meter tief – aus Kostengründen nicht wieder verfüllt. Stürzen diese ausgekohlten Strebe ein, gibt der Boden darüber nach und es entstehen überirdisch großflächige Schieflagen und Bodenabsenkungen. Offizielle Karten der DSK weisen für Dinslaken, Voerde und Duisburg in einigen Bereichen Absenkungen von bis zu 9 Metern aus. Der Bürgerinitiative Bergbaubetroffener am Niederrhein reicht denn auch die jetzige Vereinbarung über eine Stillegung Ende 2008 nicht. Sie fordert weiter die sofortige Schließung.
Unterstützung bekommen die Zechengegner von der NRW-FDP-Landtagsfraktion. Deren wirtschaftspolitischer Sprecher Gerhard Papke bezeichnete die Berliner Einigung als einen „faulen Kompromiss zu Lasten der Menschen am Niederrhein“. Rot-Grün wolle „die Zeitbombe unter den Rheindeichen scharf machen“, sagte Papke. „Wenn der Kohleabbau unter dem Rhein noch viereinhalb Jahre weitergeht, ist das Überflutungsrisiko für den Niederrhein nicht mehr zu beherrschen.“
Scharfer Protest aus der entgegengesetzten Richtung kommt von der Gewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie (BCE). „Es passt nicht zur sozialen Marktwirtschaft, dass Politiker einem Unternehmen vorschreiben, wann es einen Betrieb stillzulegen hat, obwohl der alle rechtlichen Vorschriften einhält“, kritisierte BCE-Vorsitzender Hubertus Schmoldt. Dass sich hier die Grünen „mit ihrer ideologisch verbohrten Haltung“ durchgesetzt hätten, sei „eine schwere Enttäuschung für die Bergleute“.
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