Bildungspolitik entdeckt Hochbegabte

In einem Modellprojekt werden 60 hochbegabte Kinder in Bremen seit dem April besonders herausgefordert.Eine Ausstellung im LIS soll auf das Problem und die Notwendigkeit besonderer Fördermaßnahmen hinweisen

taz ■ Am Bremer „Landesinstitut für Schule“ (LIS) wird es an den kommenden beiden Tagen eine kleine Ausstellung geben: Bilder, aus Draht gebogene Fahrzeuge, Fotos, Projektberichte. Die Ausstellung zeigt das Produkt achtwöchiger Arbeit – eine kleine erste Bilanz der „Förderung von Kindern mit besonderen Begabungen in der Grundschule.

Sensationell ist schon der Zeitplan: Im Januar hat die Bildungsdeputation das Projekt beschlossen, es gab Geld aus dem Topf „Pisa-Folgen“, aber niemanden, der es umsetzen konnte. „Das war eine persönliche Idee von Willi Lemke“, sagt die Oberschulrätin Margit Buck, die den Auftrag bekam, etwas auf die Beine zu stellen. Eine glückliche Fügung brachte sie mit Olaf von Gerven zusammen, einem freiberuflichen Berater genau für dieses Problem, den es gerade nach Bremen verschlagen hatte. Zwei Monate Vorbereitung, im April ging es los. Inzwischen gibt es vorzeigbare Ergebnisse und am Freitag um 14.30 Uhr im LIS einen Festakt mit dem Senator.

Besonders begabte Kinder waren in der Bremer Bildungspolitik über lange Jahre diejenigen, um die sich niemand kümmern muss, weil sie allein zurecht kommen. Experten halten das für fatal: Häufig stellten sich gerade hochbegabte Kinder als Problemkinder heraus. Oft seien sie nämlich Außenseiter oder Klassenkasper. Und faul. In Hamburg gibt es sogar an der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie des Kindes- und Jugendalters ein Projekt zur Diagnostik und Beratung hochbegabter Kinder. Auch psychosomatische Symptome können ein Hinweis sein.

In Bremen steht bisher ein Topf für ein Modellprojekt zur Verfügung. „Wir haben Geld für 60 Kinder bis Ende Dezember“, sagt von Gerven. Erstmal. Mit 16 Grundschulen wurde ein Verfahren vereinbart, aus welchen Verhaltensauffälligkeiten man auf eine eklatante Unterforderung schließen kann. Gute Lernergebnisse in der Schule sind jedenfalls kein zwingender Hinweis, sagt von Gerven.

Und deshalb geht er mit seinen ausgewählten Kindern raus aus der Schule, einen Tag pro Woche. In Kleingruppen besuchten sie mehrfach das Überseemuseum, das Universum oder etwa die Ökologiestation und suchten sich dort ein Themen-Projekt. Am Ende soll ein Projektbericht stehen, den die Grundschulkinder selbst erarbeiten. Die neue Umgebung schafft neue Herausforderungen, die Kinder lernen selbstständig zu arbeiten und: Ich bin nicht automatisch der Beste. Auch das sei wichtig, erklärt von Gerven. kawe