renewabels 2004 (3)
: Die älteste technisch genutzte regenerative Energie: Wasserkraft

Am 1. Juni beginnt in Bonn die Internationale Konferenz für erneuerbare Energien - „Renewables 2004“. Regierungsvertreter aus 150 Staaten wollen einen Aktionsplan beschließen. Ziel ist, ab dem Jahr 2050 die Hälfte des Weltenergieverbrauchs aus regenerativen Quellen zu decken. In ihrer Serie erklärt die taz, welche Quellen und Potenziale es gibt.

Bereits in vorchristlichen Zeiten machten sich Menschen an Euphrat, Nil oder Gelbem Fluss die Energie des Wasser als Antriebsmittel zunutze. Dabei ist die ursprüngliche Energiequelle die Sonne. Etwa 80 Prozent der auf die Erdoberfläche gelangenden Wärmeenergie werden für die Verdunstung des Wassers verbraucht. Derart kommt der Wasserkreislauf in Gang: aus der thermischen Energie wird kinetische, die mittels Turbine in Strom umgewandelt wird.

In der erweiterten EU werden 11 Prozent des Strombedarfs aus Wasserkraft gedeckt. Naturgegeben sind bergreiche Länder Wasserhochburgen. Norwegen deckt zu 90 Prozent derart seinen Strombedarf, in der Schweiz sind es 60, in Schweden etwa 50 Prozent. Deutschland liegt bei 5 Prozent.

Da die Wasserkraftnutzung eine sehr alte Technik ist, kann ihre technologische Entwicklung als ausgereift gelten – entsprechend existieren neue Entwicklungen nur in begrenztem Rahmen. Auch die Ausbaumöglichkeiten sind begrenzt. Zwar produziert die Wasserkraft in Deutschland mit über 20 Milliarden Kilowattstunden immer noch den meisten erneuerbaren Strom. 2004 könnten die ständig wachsende Windkraft aber erstmals mehr Energie ins Netz einspeisen.

In Verruf geraten ist die Wasserkraft durch gigantische Riesenstaudämme, wie etwa das Drei-Schluchten-Projekt am chinesischen Jangtse. Mit zunehmender Kritik versucht auch die Industrie etwas gegen die Imageschäden zu unternehmen. 1997 gründeten mehrere Technologiekonzerne, internationale Institutionen und Nichtregierungsorganisationen die Weltkommission für Dämme (www.dams.org), die die sozialen und ökologischen Folgen untersucht und als eine Art Ethikkommission Empfehlungen gibt.

Weltweit existieren 45.000 Großstaudämme. Nach Untersuchungen des Forschungsverbundes Sonnenenergie deckt Wasserkraft heute zu 15 Prozent den Weltenergiebedarf, 100 Prozent wären theoretisch denkbar. Das Potenzial birgt aber enorme Probleme, wie das weltgrößte Wasserkraftwerk zeigt: Zwar deckt der Itaipu-Damm zwischen Brasilien und Paraquay etwa 75 Prozent des Strombedarfs Paraguays und ein Viertel des brasilianischen.

Das führt aber zu einer großen Abhängigkeit, die in den letzten Jahren bei Niedrigwasser immer wieder zu Engpässen führte. Mit 20 Billionen US-Dollar extrem teuer, hat das Projekt zudem verheerende soziale und ökologische Folgen: Malaria-Epidemien, Zwangsumsiedlungen, Versauerungen, Verlust von Arten.

NICK REIMER