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Archiv-Artikel

Schüler tötet sich in seiner Klasse

Drama in Coburger Realschule: 16-Jähriger will Klassenlehrerin erschießen, verletzt eine andere Pädagogin und richtet sich selbst. Motiv unklar. Versetzung war nicht gefährdet

COBURG ap/dpa ■ Ein 16-jähriger Schüler hat gestern in seinem Klassenzimmer in einer Coburger Realschule eine Lehrerin durch einen Schuss verletzt und sich danach selbst getötet.

Der Jugendliche kam gegen neun Uhr morgens mit zwei Schusswaffen in seine Klasse, die 8 a der Staatlichen Realschule II in Coburg. Laut Polizei hatte er offenbar die Absicht, seine im Raum anwesende Klassenlehrerin gezielt zu töten. Nach Angaben eines Mitschülers erhob sich der Junge in der zweiten Unterrichtsstunde von seinem Stuhl, zog eine Waffe aus der Hosentasche, richtete diese auf die Frau, die an der Tafel stand, und schoss. Er verfehlte die Lehrerin und schoss ein zweites Mal, traf aber nur die Tafel, so der Mitschüler. Der Lehrerin gelang es, zusammen mit den anderen Schülern aus dem Zimmer zu fliehen. Eine zweite Lehrerin sei aus einem Nebenraum, aufgeschreckt von dem Tumult, in das Klassenzimmer gerannt, so Polizeisprecher Bernhard Schmitt. Bei dem Versuch, den 16-Jährigen zu beschwichtigen, habe dieser sie in den Oberschenkel geschossen. Dann richtete sich der Schüler laut Polizei selbst.

Die verletzte Lehrerin wurde in die Klinik gebracht, die Klasse von Psychologen im Schulgebäude betreut, ansonsten wurde es geräumt.

Das Tatmotiv des Schülers blieb zunächst unklar. Schmitt sagte, der Junge sei als ruhiger Schüler bekannt gewesen. Seine Versetzung in die nächste Jahrgangsstufe war nicht gefährdet, so die bayerische Kultusministerin Monika Hohlmeier, die sich auf einer Pressekonferenz „tief bestürzt“ über die Bluttat zeigte. „Die betroffenen Schüler und Lehrer brauchen jetzt schnell unsere Hilfe“, sagte die CSU-Politikerin. Hohlmeier zufolge soll das bayerische Kriseninterventionsteam mit Schulpsychologen, die bereits in Erfurt im Einsatz waren, in Coburg tätig werden.

Geklärt ist zumindest schon die Herkunft der von dem Schüler benutzten Waffen, so die Polizei. Beide stammen aus der Sammlung seines Vaters, der Mitglied in einem Schützenverein ist. Der Großvater des Jungen ist laut Ordnungsamt Waffensachverständiger der Stadt Coburg.