Schule ohne Ende

Ab kommendem Schuljahr stellen 17 Grundschulen auf ganztägigen Betrieb um. Weil der Osten besser versorgt ist, liegen die meisten im Westteil

von SUSANNE LANG

Nach den Sommerferien werden mehr Grundschulen Kinder den ganzen Tag über betreuen. An 17 Berliner Schulen soll der Ganztagsbetrieb neu eingerichtet werden. Insgesamt schafft der Ausbau 1.068 zusätzliche Hortplätze. Neun Schulen stellen auf die so genannte gebundene Form um, das heißt auf ein verzahntes Betreuungsmodell, das Unterricht und Freizeit von 7.30 Uhr bis 16 Uhr integriert. Alternativ erweitern acht Schulen ihr Angebot im offenen Ganztagsbetrieb, bei dem Schüler vormittags Unterricht haben und nachmittags in Horten betreut werden.

Schulsenator Klaus Böger (SPD) bezeichnete den Ausbau als „qualitativen Sprung in der Ganztagsbetreuung in Berlin“. Mit den 17 neuen Schulen soll auch die Differenz im Angebot an Ganztagsschulen zwischen Ost- und Westteil der Stadt verringert werden. Sie liegen in der Überzahl in Westbezirken, die im Gegensatz zu Ostbezirken mit einer aus DDR-Zeiten stammenden guten Versorgungsstruktur unterversorgt sind.

Daher befinden sich die meisten der neuen Ganztagsschulen in Charlottenburg-Wilmersdorf. Dort stellen sechs Schulen um. Bezirksschulstadtrat Reinhard Naumann (SPD) möchte damit auf die steigende Nachfrage nach Ganztagsangebote reagieren. Bis Ende der Legislaturperiode 2006 soll an allen Grundschulen der Stadt die Betreuung bis mindestens 13.30 Uhr gewährleistet sein.

Finanzielle Grundlage für den Ausbau des Ganztagsbetriebs sind Mittel aus dem Bundesprogramm zum Ausbau der Ganztagsangebote, aus dem Berlin bis 2007 insgesamt gut 147 Millionen Euro erhält. Die erste Rate für das laufende Jahr ist seit Juli verfügbar. Sie darf jedoch nur zweckgebunden für räumliche Investitionen eingesetzt werden, etwa Sanierungen, Um- oder Neubauten. Das Land stellt für 30 zusätzliche Schulen in gebundener Form 270 Lehrer- und Erzieherstellen zur Verfügung.

Vorrang bei der Vergabe der Fördermittel in Berlin haben Bezirke oder Kieze, in denen laut Böger „eine verlängerte pädagogische Betreuung besonders wichtig ist“. Berücksichtigt werden vor allem soziale Brennpunkte oder Gebiete mit hohem Anteil Menschen nichtdeutscher Herkunft, wie Mitte, Kreuzberg oder Neukölln. Dort beginnen an drei Schulen noch dieses Jahr Umbaumaßnahmen. Der Betrieb soll zum Schuljahr 2004/05 starten.

Insgesamt sind in der Schulverwaltung bisher 53 Anträge zum Ausbau von Schulen eingegangen. Böger betonte jedoch, dass das Finanzvolumen bei weitem nicht ausgeschöpft sei. „Vor allem in Wedding oder Tiergarten könnte die Anzahl der Schulen, die sich für einen Ausbau interessieren, größer sein“, sagte Böger. Sie müssen beim zuständigen Bezirksamt als Schulträger einen entprechenden Antrag stellen.

Die Bezirke als Schulträger sind dazu verpflichtet, 10 Prozent der Investitionssumme selbst aufzubringen. Sie wollen daher verstärkt mit freien Trägern der Jugendhilfe kooperieren. Vorstellbar ist laut Naumann beispielsweise der Landessportbund, der das sportliche Freizeitangebot betreuen könnte. „Voraussetzung für die Zusammenarbeit ist die Verlässlichkeit der Träger sowie eine stabile pädagogische Qualität“, so Naumann.

Probleme bereitet den Bezirken, dass der Senat in seinem verabschiedeten Haushalt den Etat des Schul- und Sportstätten-Sanierungsprogramms um 10 Prozent gekürzt hat, aus dem die Bezirke die Kosten des Ausbaus unter anderem finanzieren möchten.