: Das Dorf in der Kirche lassen
Die Bremer Evangelen beraten Sparmaßnahmen – Standorte sollen erst einmal nicht geschlossen werden
Bremen taz ■ Synergieeffekte, verschlankte Verwaltungen – Begriffe, mit denen auch die Bremische Evangelische Kirche (BEK) hantiert. 25 Prozent weniger Kirchensteuer-Einnahmen erwartet die BEK in den nächsten Jahren. Am Mittwoch und Donnerstag soll deshalb dem Kirchentag – dem mit PastorInnen und Laien besetzten Parlament – ein Sparmodell vorgestellt werden.
Die Idee: Gemeinden, die weniger als 2.000 Mitglieder haben, sollen zusammengelegt werden, um Personal einsparen zu können. Wie schon in vielen anderen Landeskirchen üblich, würden die Pastoren die Sonntags-Gottesdienste zeitlich versetzt in verschiedenen Kirchen halten. Betroffen wären davon 13 Gemeinden. Ganz geschlossen werden solle aber zunächst keine Kirche, sagte gestern der theologische Repräsentant der BEK, Schriftführer Louis-Ferdinand von Zobeltitz. „Das kann ich mir höchstens bei ein oder zwei Standorten vorstellen.“ Eine Rolle spiele dabei auch, ob es sich um ein „hässliches Gemeindehaus“ handle oder um einen schmucken Alt- oder Neubau.
Zur Sprache kommen soll auf dem Kirchentag auch die Aufregung um die Kresnik-Inszenierung „Die zehn Gebote“, die seit Januar in der Friedenskirche aufgeführt wird. Die St.-Petri-Gemeinde hatte sich während der Proben gegen die Aufführung im Dom entschieden. Ohne in die jeweiligen Entscheidungen mit einbezogen worden zu sein, hätte die Gesamtkirche diese nach außen unterstützen müssen, kritisierte Schriftführer von Zobeltitz. Der Grund liegt wiederum in einer Besonderheit der BEK: Die 69 Bremer Gemeinden sind weitgehend unabhängig.
Von Zobeltitz kündigte außerdem ein Konzept an, mit dem das „evangelische Profil“ der Kindertagesstätten wieder geschärft werden solle. Die Erzieherinnen in den evangelischen Kitas sollen danach die Kinder als „Philosophen“ und „Gottsuchende“ ernst nehmen und ihnen biblische Geschichte nahe bringen. Muslimische Kinder würden damit nicht ausgeschlossen, so von Zobeltitz. „Wir möchten den interreligiösen Dialog fördern.“ Viele muslimische Eltern würden ohnehin die konfessionellen Einrichtungen bevorzugen. eib
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